Blümchenklopapier mit Duft

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Ein paar intime und stupide Gedanken zu bedrucktem Toilettenpapier.

Seit wann können Ärsche eigentlich riechen und sehen?
Was hat den Hersteller zu dieser Idee inspiriert?
Welche Zielgruppe soll sich angesprochen fühlen?
Ist es wirklich nur Klopapier oder schon Kunst?
Was tun, wenn manche Verbraucher es zu schade zum Wegschmeißen finden?
Welche Gefühle soll das Klopapier beim Kunden auslösen?
Inwiefern hat ein Hintern Ansprüche?
Sind Blumen wirklich das richtige Motiv?
Wie wäre es mit Klopapier in unterschiedlichen Duftrichtungen?
Ist Urea auch gut für Blumen als Prophylaxe gegen Austrocknung/Verwelkung?
Sollte man das Ganze nicht auch farblich unterstreichen?
Was würde mein Allerwertester dazu sagen, wenn er sprechen könnte?
Ist eine Zweckentfremdung seitens des Konsumenten möglich?
Tut man seinem Hintern damit einen Gefallen oder seiner Psyche?
Wie schaut’s aus mit umweltfreundlichem Recycling-Papier mit echten Blumen?
Und warum ist dieses Klopapier oft billiger, als andere Sorten?

Lecker, Schuhsohlen-Schokokuchen

 

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Wochenende. Und ich war mal wieder nicht rechtzeitig einkaufen, da ich beschäftigt und zu faul war. Der Wochenendeinkauf gehört immer noch zu den Tätigkeiten, die ich lieber vermeide und die ich gerne von meiner Einkaufs-Liste streichen würde.

Am Samstag war noch alles in Ordnung, da ich die letzten Vorräte als Ressource für meinen Hunger nutzen konnte. Aber dann kam der Sonntag. Ich wachte mit knurrendem Magen auf und wusste, was mir bevorstand: Ein leerer Kühlschrank und trockene Zutaten, die in ihrem Rohzustand geschmacklich kaum verwertbar waren. Es setzte ein hohes Maß an Kreativität voraus, um daraus ein schmackhaftes Essen zaubern zu können. Leider bin ich der falsche Ansprechpartner, wenn es um kulinarische Lebensmittel-Künste in der Küche geht und somit stand ich vor einem Problem: Hunger.

Ich hatte Appetit auf Brötchen, aber mir fehlten Hefe, gesundes Vollkornmehl und andere unverzichtbare Kleinigkeiten. Mein Schrank hatte bis auf Mehl, Zucker, Kakao und paar anderen untergeordneten Zutaten nicht viel zu bieten.

Dann kam ich auf eine Idee, deren Ursache mein steigender Heißhunger war: Schokokuchen. Das Schlagwort für eine Recherche im Internet, mit der Hoffnung, fündig zu werden.
Und siehe da, eine lange Liste mit Rezepten öffnete sich prompt vor meinen Augen. Darunter auch ein Rezept mit der vielversprechenden Bezeichnung ‚einfacher Schokokuchen‘.
Die Zutatenliste passte fast perfekt zu den Inhalt meines Küchenschranks und auch die einfache Zubereitung wurde in den ersten Zeilen des Rezepts bestätigt.
Super, wie sich trotz Zutatenmangel ein leckerer Kuchen herstellen lässt. Mahlzeiten sind auch mit Defiziten möglich.
Ich bin immer froh, wenn ich einfache Kuchenrezepte finde, denn so kann in der Herstellung weniger schiefgehen und ich brauche weniger Geduld.

Für den Kuchen benötigte ich nur:
Mehl, Zucker, Backpulver, Wasser, Öl, Kakao und Salz. Weitere eher unscheinbare Zutaten, die ich nicht hatte, hätten die Sache zusätzlich aromatisch abgerundet. Das zarte Vanille-Aroma wurde zwangsläufig durch die sanfte Härte einer Zitrone ersetzt.
Dann wurde fix alles zusammengerührt und der flüssige Teig landete in einer Kastenform, die ich mit Backpapier auslegte, da ich keine Margarine zum Einfetten hatte.
Der vorgeheizte Backofen wartete schon auf mein Kunstwerk. Ich war gespannt, was passiert und beobachtete das Geschehen aufmerksam. Zwischendurch stach ich den Kuchen mit einer kleinen Gabel an, um den Fortschritt der Konsistenz zu testen. Der Kuchen steigerte sich von flüssig auf halbflüssig und von halbfest auf fest. Dieser Vorgang dauerte, wie auch in der Backanleitung angegeben, eine Stunde. Danach befreite ich den Kuchen aus seiner Form und pulte an einigen Stellen das angebrannte Backpapier ab.

Äußerlich sah mein Werk gelungen aus, nur etwas dunkel und flach.
Und innerlich?
Ich entschloss mich gleich für einen Geschmackstest, so lange der Kuchen noch warm war, denn so mochte ich ihn am liebsten.
Die ersten Mängel kamen schnell ans Licht, als ich das erste Stück abschnitt.
Der Kuchen war zäh wie Gummi und ließ sich schlecht schneiden. Am Rand hatte er die Struktur eines Brotes und innerlich sah er aus wie Knete mit einem matten Glanz. Keine Spur von Kuchen. Aber warum? Hätte ich die Backzeit etwa verlängern müssen? Oder war ich zu großzügig/oberflächlich mit den Mengenangaben?
Ich hatte Probleme, den wirklichen Fehler zu finden.

All das hinderte mich aber trotzdem nicht daran, den Kuchen zu probieren, denn bei Kuchen kann ich nicht NEIN sagen. Absolut nicht.
Als Glasur streute ich Zucker drüber, der sorgte für mehr Harmonie und Vollständigkeit.
Damit alles auch seine Richtigkeit hatte, setzte ich das Kuchenstück elegant auf einen verzierten Glasteller und betrachtete es mit viel Optimismus. Von weitem hätte man denken können, da liegt ein leckerer Brownie.

Der erste Happs war einzigartig anders und hatte mit gewöhnlichem Kuchen nicht besonders viel gemeinsam. Aber er war auf jeden Fall zumutbar – für mich. Letztendlich hatte ich ihn ja auch nur für mich gebacken und mir war es egal, wonach er schmeckte. Hauptsache süß und sättigend. Diese wichtigen Kriterien wurden zweifellos erfüllt.
Ich freute mich über den Kuchen. Die Minderwertigkeit von Optik und Geschmack konnten mir den Appetit nicht verderben.
Denn: Es war ein Kuchen. Und ich liebe Kuchen, ob gut oder schlecht.

Lass‘ mich träumen

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Von dem Tag, an dem wir zusammen in der Sonne sitzen und alles so normal ist, als wäre es nie anders gewesen.
Ein Tag, der sich anfühlt, als würden wir uns ewig kennen, obwohl wir uns zum ersten Mal begegnen.
Angefangen mit einer Begrüßung und einer Umarmung die mehr sagt, als jedes Wort, das je gesprochen wurde.
Wir sehen uns an und spüren diese Anziehung, die uns für einen Moment unzertrennlich macht.
Ein Moment, der mindestens eine Weile anhält und vielleicht auch länger.

Lass‘ mich träumen vom blau-weiß gestreiften Strandkorb am Meer in dem wir sitzen und Eis essen.
Wir hören leise den Möwen und dem Wasser zu und schauen in den Himmel, der keine Wolke verloren hat.
Wir genießen den warmen Sand, der unsere Füße bedeckt und den Sonnenbrand, den uns die Sonne verpasst.
Wir reden und lachen den ganzen Tag, wobei ich feststelle, dass sich deine Stimme in echt noch viel besser anhört, als aus den Kopfhörern mit denen ich abends oft einschlafe.

Lass‘ mich träumen von der Nacht, in der wir nackt Arm in Arm zusammen im Bett liegen.
Die Nacht, in der du mit mir schläfst und mich zum ersten Mal völlig fallen lasse.
Dein Atem ist meinem Gesicht so nah, dass ich anfange zu zittern.
Weil dieses Gefühl von tiefster Verbundenheit und Nähe mich schwach werden lässt.
Ich schließe meine Augen, um dich noch inniger mit allen Sinnen zu spüren.
Dich spüren zu dürfen ist das Beste, was du mir antun kannst.

Lass‘ mich träumen, dass ich in dieser Nacht dein kleiner Engel bin, der dich überall zärtlich küsst und berührt. Dir jeden Wunsch von den Lippen abliest und dir zeigt, wie sehr er dich begehrt.
Der Engel, der alles tut, was du willst und den du nie verletzen wirst, weil du es nicht kannst.

 

Alles und Nichts

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Manchmal denkt man, man hat alles.
Und manchmal denkt man, man hat nichts.
Alles gewonnen und soeben zerronnen.

Manchmal fühlt man sich, wie der tollste Mensch auf der Welt.
Und manchmal fühlt man sich wie ein stummer Niemand.
Ein lachender Schatten seiner selbst.

Manchmal hat man all diese Gefühle an einem Tag.
Und manchmal ganz lange nicht.
Ein phasenweises Ballungsgebiet von Emotionen.

Manchmal meinen es alle gut mit dir.
Und manchmal wirst du nur belogen.
Ein Haufen wohlwollender Heuchler, die sagen, sie wären deine Freunde.

Am Ende ist alles nur eine Täuschung.

Vom Ende einer Liebe

 

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Auf einmal ist alles anders, ziemlich plötzlich und unerwartet.

Wir sitzen bei mir in der Wohnung und haben uns scheinbar viel zu erzählen. Die Stimmung ist locker, dank Bier, TV und meiner verspielten Katze. Wir lachen und verstehen uns super und dennoch ist es irgendwie anders geworden, nach all der Zeit, in der wir uns nicht sahen, weil du dich für eine andere Frau entschieden hast, was ich natürlich nie verstanden habe.

Damals hat mich das zutiefst verletzt, weil ich unendlich in dich verliebt war. Das ist knapp zwei Jahre her und das Leben ging einfach ohne dich weiter. Chaotisch, wild und fröhlich mit viel Schmerz, aber auch Freude und neuen wichtigen Erfahrungen.
Wenn wir uns jetzt sehen, ist alles anders. Wir sind zwei Singles, die nicht mehr zueinander finden werden. Man kann sich tatsächlich auseinander leben, was auch mir nun bewusst wird.
Wir sind uns fremd geworden und leben in zwei verschiedenen Welten, die sich fern sind.
Kein Kribbeln mehr, keine Aufregung, noch nicht einmal Vorfreude erfüllt mich, wenn wir uns spontan verabreden.
Wenn du da bist, bist du da. Wenn du nicht da bist, ist es auch nicht besonders schlimm. Die Gefühle sind so neutral geworden, dass sie weg sind und nicht mal mehr im Geringsten auftauchen.

Ich schaue dich an und warte, was in mir passiert. Nichts. Kaum zu glauben, dass ich damals schon beim ersten Anblick ausgeflippt bin und dabei total nervös wurde.
Ich kuschel mich an dich und warte, was passiert. Auch nichts.
Egal, was ich tue, es passiert nichts, nichts und nichts.
Vom Küssen brauche ich erst gar nicht zu reden und alles andere erübrigt sich damit auch.

Bin erstaunt, wie gut sich mein Herz in der Zeit regeneriert hat, obwohl es einen völligen Totalschaden erlitt.
Es hat sich so stark regeneriert, dass es kaum noch in der Lage ist, für jemand anderen euphorisch zu schlagen und es potentielle Partner vermutlich leider recht schwer bei mir haben.
Es ist verschlossen. Vielleicht so eine Art Selbstschutz? In Verbindung mit meinem schwarzen Humor?
Bestimmt.
Oder es gibt wirklich DEN Mann, der den Schlüssel zu meinem Herzen längst bei sich trägt, aber das Schloss, also mich, noch nicht gefunden hat.
Mein ‚Ex‘ ist es jedenfalls nicht.

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Schokolade – ich liebe und hasse dich so sehr!

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Jetzt beginnt sie wieder. 

Die Zeit, in der man überall in den Läden von grinsenden Osterhasen angeschaut wird. Und wer kann einem Lächeln schon widerstehen? Ich leider nicht.

Vorhin war ich einkaufen, das erste Mal in dieser Woche und heute ist schon Donnerstag. Eingeplant waren nur Getränke, da ich pünktlich vor Frühlingsbeginn immer mit meiner obligatorischen Fastenkur starte. In der Zeit schlucke ich also alles, was flüssig ist. Trotz Hunger.

Inmitten der unzähligen Rentner, die sich morgens alle gleichzeitig zum Einkaufen verabredet haben, nachdem sie beim Arzt waren, sah ich ein Regal vollgepackt mit Osterhasen, welches sich penetrant in den Vordergrund drängelte.
Es stand wie ein Signal im Eingangsbereich als Erinnerung für jeden, dass in paar Wochen/Monaten Ostern ist.
Als ich die Umrisse der Osterhasen schon von weitem erkannte, strengte ich mich an, sie zu übersehen und meinen Flüssigeinkauf diszipliniert weiterzuführen. Aber es war zu spät, die Osterhasen kämpften bereits mit meiner Willensstärke und ließen meine Selbstdisziplin elendig dahinfließen. Immerhin ließ ich die schadenfrohen Osterhasen stehen und nahm zwei Tafeln Schokolade. So musste ich mich zu Hause wenigstens nicht noch von denen auslachen lassen.

Vor lauter Wut über meine eigene Schwäche, ließ ich dann die Wasserflaschen auf die Schokolade im Korb knallen. Die Schokolade war so hart, dass sie heil blieb und war somit stärker als mein Wille. Es war die reinste Demütigung.
Dann bezahlte ich diesen Schwächeanfall an der Kasse und ging frustriert nach Hause. Wobei ich andererseits auch glücklich war.
Zum einen, weil es meine Lieblingsschokolade war und zum anderen, weil es das letzte Mal war.
Ich mache endgültig Schluss mit Schokolade. Man soll immer aufhören, wenn es gerade am schönsten ist.

Die Schokolade war viel zu schnell gegessen, der Genuss zu kurz und das schlechte Gewissen danach währt ewig. Bis man erneut einkaufen geht. Am besten erst nach Ostern. Aber dann kommen ja auch schon die gut gelaunten Weihnachtsmänner. Shit.

Herzallerliebst, Frau Kollegenschwein

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Wenn manche Leute z.B. Kollegen sich nicht an die Regeln des Dienstplans halten können oder es nicht wollen, weil…[Ausrede, Ausrede, Ausrede etc. pp.]

Heute war mal wieder einer dieser Tage, an denen ich völlig überrumpelt wurde.
An einem sonnigen Tag, an dem die Arbeit fast wie von selbst von der Hand ging und ich mich nichtsahnend und guter Laune in die Kaffeepause begab, um mich bei einem Stück Pflaumenkuchen vom letzten Geburtstag zu entspannen.
Auf die Tasse Kaffee verzichtete ich diesmal allerdings.

Alles schön und gut, so lange meine Kollegen untereinander noch angeregt über Themen redeten, die mich eigentlich kaum interessierten. Bis mein Name nebenbei erwähnt wurde und ich sofort hellhörig wurde, denn meinen Namen empfinde ich immer als allgemeines Alarmsignal. Früher konnte ich mich meist auf Ärger einstellen, sobald ich meinen Namen hörte.
So auch heute.

Das Gespräch begann mit der Frage: „ Was hast du am Wochenende für’n Dienst?“
In diesem Moment ahnte ich intuitiv schon, auf welche Bitte die Frage hinauslaufen würde.
Mir war klar, dass ich mich mit meiner Antwort gleich selbst in die Pfanne hauen würde, da ich nicht nur am Wochenende frei hatte, sondern vorher noch zwei zusätzliche Erholungs-Tage in petto hatte. Umso schmackhafter für die Kollegin, für die ich nun erst recht in die engere Auswahl kam, da sie bisher alle anderen ausschließen konnte.
Nachdem ich ihr also sagte, dass ich frei habe, kehrte sie kurz in sich, wandte ihren Kopf ab und tat so, als würde sie arg überlegen.
Anschließend erklärte die Kollegin die aktuelle Sachlage damit, was sie am Wochenende vorhat: Party. Nicht irgend eine, sondern eine Pullerparty! Was auch immer man darunter versteht, wenn man keine Ahnung hat.
Danach schaute sie mich an. Sie wusste, dass ich weiß, was sie von mir wollte. Ohne Worte.

Da wurde ich nachdenklich und fragte mich natürlich: Wenn solche Partys und Babys sooo wichtig sind, warum plant man diese sooo kurzfristig??

Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Schließlich musste ich noch nie jemanden bitten, für mich einzuspringen, weil ich plötzlich irgend etwas vorhatte, was ich vorher nie wusste.
Ich habe auch viel vor in meiner ‚Freizeit‘, in der ich von zu Hause aus arbeite, aber ich plane gut und habe dennoch die Möglichkeit, halbwegs spontan zu handeln. Ohne die Hilfe meiner Kollegen.
Deswegen passieren MIR solche (teils unangenehmen) Situationen auf Kosten anderer Kollegen nie.
Ich musste noch nie jemanden fragen, ob wir meinen Dienstplan mal total verschieben können, weil mir etwas nicht passt. Wozu gibt es Wunschbücher?
Warum kriege ich alles problemlos hin und andere nicht?

Am Ende habe ich meiner Kollegin freundlich erklärt, dass ich auch ein Leben habe und ich nicht deren Dienst übernehmen möchte, weil ich genauso jung bin, mir freie Tage genauso wichtig sind und weil ich genauso gerne auf Partys gehe, wie jeder andere auch.
Den zickigen Unterton habe ich mir selbstverständlich nicht verkniffen.
Wie auch, schließlich kennt mich jeder so.

Momente

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…Und dann kam auf einmal mein Kater in einem rasanten Tempo mit fluoreszierenden Augen um die Ecke geschossen, während ich den grünen Tannenzweig in der linken und die Kamera in der rechten Hand hielt. Und machte diese spektakuläre Momentaufnahme einer einmaligen Begegnung in meiner Küche.
Kurz bevor der Tannenzweig vor den gierigen Augen meines Katers in den Tiefen der Mülltonne verschwand.
Unzernadelt.

Frisör? – Nein, danke. Mach‘ ich selber.

 

 

 

 

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Mal wieder einer dieser Tage: Ich schaue kritisch in den Spiegel, sehe meine Haare und denke:  Oh mein Gott, was für ein wildes Gestrüpp.
Dann kommen meine Hände nervös hinzu und versuchen, durch gezieltes Zupfen die gefrizzten Spitzen wieder in Form zu kleben und den Haardefekt zu kaschieren.
Mit Hilfe von speziellen und überteuerten Szene-Stylingprodukten ist dies sogar gut möglich, wenn man an die Wirkung der Werbung glaubt und sich einbildet, dass diese Produkte einem den Frisörbesuch lebenslang ersparen und die Haare wieder gesund bis in die Spitzen reparieren. Natürlich mit extra Glanz als Finish nach einer langen feinmotorischen Fingerfertigkeits-Prozedur.
Mit viel Übung hält die Geduld das auch aus.

Ich muss zugeben, dass ich es noch nie leiden konnte, zum Frisör zu gehen und als Kind anfing zu weinen, sobald ich auf diesem kalten Lederstuhl mit den Armlehnen aus Metall saß und den Kopf nach hinten überstreckt ins Waschbecken halten musste. Horror.
Die Duschbrause hat mir beim Haarewaschen immer den Rest gegeben. Das ist auch der Grund für meine Angst vorm Frisör. Ich bin wasserscheu und ertrage keine Nasswäsche durch fremde Leute, deren Handlungen ich nicht kontrollieren kann.

Aber heute gibt es auch genug andere Gründe, nicht zum Frisör zu gehen. Zumal man sich vorher immer gründlich überlegen sollte, ob man eine Veränderung überhaupt nötig hat oder ob man mit dieser Veränderung nicht zeitweise sogar sein Leben zerstört, wenn man dann optisch nicht mehr den Vorlieben seines ‚Lieblings‘ entspricht. Die Länge der Haare entscheidet dann vorübergehend über Nähe und Distanz eines Paares. Klingt genauso oberflächlich, wie es auch ist.
Von daher kann man zumindest als Single nichts falsch machen und darf sich auf dem Kopf uneingeschränkt austoben.

Mich persönlich stört einiges an Frisörbesuchen.
Das fängt schon bei der Terminvereinbarung an – Termine = Druck und Unflexibilität. Ein roter Tag im Kalender.
Erscheint man dann zum Termin geht es weiter mit netten, aber erzwungenen Small-Talk-Gesprächen = Eindringen in die Intimssphäre und gespieltes Interesse.
Dazu dieses lange Stillsitzen, während fremde Leute mit ihren spitzen Fingernägeln in meinen Haaren herumwühlen und sich ständig mit ihrer Schere in meinen Ohrringen verhaken, was trotz Entschuldigung mehrmals passiert.
Hat man einen schlechten Tag erwischt, ist die starre Selbstbeobachtung des Spiegelbilds auch eine sehr schwere Herausforderung, da man den eigenen Blicken nicht ausweichen darf, damit der Frisör einem nicht auch noch ins Gesicht schneidet.
Am Ende des Frisörbesuchs wird erwartet, dass das frisch erschaffene Haarwerk bezahlt wird. Bestenfalls mit einer Hand voll Trinkgeld obendrauf. Ganz egal, ob die Frisur gelungen ist oder nicht. Fest steht, so richtig zufrieden ist man doch nie.
Das Model mit der gleichen Frisur sieht auf der Vorlage immer besser aus, als die Frau, die sich danach skeptisch im Spiegel betrachtet. In diesem Fall ich.

Nachdem ich mir paar Gedanken über meinen Kopf machte und mir etliche trendige Frisurenzeitungen angeschaut habe, um zu sehen, was haartechnisch alles möglich wäre, beschloss ich, dass erstmal alles so bleibt, wie es ist. Denn man sollte keine Veränderung überstürzen, wenn man noch nicht bereit dazu ist und gerade seine Tage hat.
Dennoch handelte ich nur wenige Minuten später spontan, griff zur Küchenschere und folgte meinem Gefühl…

Jeder kann sein eigener Frisör sein, denn die machen schließlich auch nichts anderes als Schneiden.
Just do it yourself!

Gefühlsschabracke

 

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Manchmal sitze ich entspannt auf meiner Couch und denke darüber nach, was ich will. Eigentlich weiß ich, was ich will. Nur manchmal bin ich mir da nicht mehr so sicher. Gerade dann, wenn meine Hormone alle total verrückt spielen und meine Neugier in die Höhe treiben. Die Neugier vor dem Unbekannten, um es mal übertrieben auszudrücken, da ich nichts kenne, was mir nicht bekannt ist. Im Klartext: Meine Gedanken drehen sich gerade um Männer, die doppelt so alt sind wie ich und meine Vernunft gnadenlos ausschalten.

 

Auf einmal kann ich mich zwischen ‚jung‘ und ‚alt‘ nicht mehr entscheiden und fange an, die einzelnen Pros und Contras miteinander abzugleichen.
Wobei ‚alt‘ mit der Höchstpunktzahl gewinnt und scheinbar weniger Nachteile hat, als jung.

 

40+: Sie stehen mitten im Leben, wissen, wer/was/wie/wo sie sind und was sie wollen. Kurz: Sie haben einen gefestigten Charakter und sind nicht mehr auf der Suche nach ihrer wahren Identität. Hoffe ich zumindest, denn natürlich kann alles auch ganz anders sein.  
Vor allem aber lassen die Männer der reiferen Liga den einst verborgenen Vaterkomplex wachwerden.
Und anders herum deren leicht pädophile Neigungen oder netter ausgedrückt: väterlicher Beschützerinstinkt. (Womit ich bei diesen Gedanken den Bogen der Provokation sicher schon überspannt habe.)
Endergebnis: Geborgenheit und Wärme.

 

20+: Sie stehen noch am Anfang ihrer Identitäts-Metamorphose und sind auf der Suche nach dem, was ihnen eventuell gefallen könnte und was sie sich vielleicht wünschen. Sind sich aber in ihren Entscheidungen noch nicht sicher, was zu mehr oder weniger ausgeprägten Meinungsschwankungen führt und verwickeln sich damit in Widersprüchen, von denen sie selber nichts merken und kaum bereit sind für klärende Diskussionen.
Endergebnis: Streit und Stress.

 

Ja, alles bisschen schwierig.
Hin- und hergerissen zwischen oberflächlichen Schubladendenken, traditionellen Klischees und erträumten Traummännern.
Sich zwischen zwei Altersgenerationen zu entscheiden, ist schon eine echte Herausforderung, wenn man selber noch zu den Mittzwanzigern gehört.
Entscheide ich mich jetzt für das Neue und Spannende oder bleibe ich meinen Altersgenossen treu? 
Diese Männer kann man eher als Wundertüten bezeichnen – überraschend, aber auch enttäuschend. Sie behaupten, sie wissen, was sie wollen, aber verwickeln sich währenddessen schon in Widersprüchen, ohne es zu merken.
Sie sagen, sie wären selbstbewusst, aber sind eifersüchtig ohne Ende. Widerspruch.
Klar haben sie auch ihre Reize, aber das Kind kommt immer noch zum Vorschein. Gerade dann, wenn es ungünstig ist.

 

Wie dem auch sei.
Mir kann’s egal sein, da ich mich gerade nicht zwischen zwei verschiedenen Männer-Generationen entscheiden muss, sondern nur mit dem naiv verträumten ‚Was-wäre-wenn-Gedanken‘ spiele.
Entschieden habe ich mich schließlich schon lange.