Zurück zu Hause! :)

Der Alltag hat mich wieder. Zusammen mit meinem Freund, den ich gestern nach der Arbeit pünktlich vom Bahnhof abholte, begrüßte ich meine lichterfüllte und von der Sonne aufgewärmte Wohnung. Ein doppelt so schönes Gefühl: Nach Hause kommen und sich nach 3 Wochen wieder sehen. Da war die Vorfreude umso höher. Es gab viel zu erzählen, auch wenn ich mich teilweise wiederholte und wir am Telefon schon genug Erlebnisse austauschten.

Wir packten unser Gepäck aus, ich schmiss sofort die Waschmaschine an und anschließend legten wir uns auf die Couch, tranken Kaffee und redeten weiter. Am Abend gingen wir einkaufen, denn der Kühlschrank war leer. Zur Zeit ist das sehr nervenaufreibend, bei all den Touris und den spärlich besetzten Kassen, an denen gestresste Kassierer sitzen, die keine Zeit haben. Ein Kind schmiss obendrein einen Becher Sahne auf den Boden, der dann selbstverständlich kaputt ging und auslief. Die Kasse, an der wir über 10 Minuten warteten, wurde nach dem Vorfall geschlossen und wir sollten uns woanders anstellen – toll!!

Für mich endete der Spaß mit Kreislaufproblemen – ich zitterte, schwitzte und fühlte mich komisch. Typisch…Unterzuckerung….Eigentlich war ich gar nicht mehr richtig da und stand neben mir. Lag jedoch eher daran, dass ich zu wenig gegessen und getrunken hatte… sollte man nicht machen, wenn man im Sommer zur Rush Hour einkaufen geht …und salzige Reiswaffeln sind keine vollwertige Mittagsmahlzeit.

Vollbepackt mussten wir unsere großzügigen Einkäufe nach Hause schleppen, da können 10 Minuten Fußmarsch schon zur absoluten Tortur werden. Blöderweise trug ich hohe Schuhe mit Keilabsatz, die plötzlich ziemlich unpraktisch waren. Als wir endlich zu Hause ankamen, war ich glücklich und erleichtert. Musste nur noch alles in Schränke und im Kühlschrank verstauen… Danach war ich frei und aß in der Badewanne Schokolade und mein Freund spendierte mein Glas Kirsch Cola mit Zero Zucker. Das tat gut!

Danach schaute ich GZSZ zum Entspannen und trank eine Dose Holunder Cider, oder wie das hieß. Jedenfalls niedrig dosierten Alkohol mit Koffein. Trinke ich normalerweise nicht, aber an dem Abend war ich so platt, dass es unmöglich war, davon hellwach zu werden. Sonst putscht mich Alkohol eher auf und sorgt für schlaflose Nächte und schlechte Laune am nächsten Tag.

Heute berichtete jeder von seinem Urlaub. Meine Familie und ich waren froh, wieder im gewohnten Umfeld zu hausen. Urlaub zu haben ist ein schönes Erlebnis, aber wenn er vorbei ist, ist es auch okay. Home sweet home eben.


Klobürstenkauf

Manche Einkäufe sind unangenehm. Vor allem die, bei denen es um die natürlichsten Dinge des Lebens geht. Dazu gehören auch die intimen Grundbedürfnisse hinter verschlossenen Türen, von denen am besten nie einer etwas erfahren sollte: Ausscheidung. Jeder tut es – keiner macht es. Zumindest nicht offiziell und schon gar nicht Frauen, weil es geheime Tatsachen sind. Denn alles, was auf der Toilette geschieht, geht niemandem etwas an. Schon gar nicht fremden Menschen. 

Aber was ist, wenn man auf einmal dazu gezwungen wird, seine Privatsphäre in der Öffentlichkeit bloßzustellen?

Früher als Teenie war es mir peinlich, als ich einmal ein Big-Pack Klopapier und Joghurt kaufte. Mehr nicht. Beim Einkaufen hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, aber als die beiden Teile so verloren auf dem langen Fließband lagen und alle Leute vor mir nur Lebensmittel kauften, war der Anblick schon ein bisschen absurd. Mir wurde plötzlich klar, dass die Kombi aus Klopapier und Joghurt ziemlich doof gewählt war. Besonders, wenn man dabei an die Trenderscheinung Laktoseintoleranz dachte. (Nein, damals kaufte ich noch keinen Soya-Joghurt, so, wie es heute in und die Laktoseintoleranz wieder out ist.)

Ich hoffte einfach, dass den anderen Leuten das nicht auffiel und sie erwachsener dachten, als ich. Insgeheim musste ich mir außerdem sehr das Lachen verkneifen, weil es einfach nur scheiße lustig aussah, wie der Joghurt mitten auf dem Klopapier stand und auf dem Fließband ruckartig geradeaus zum Ziel fuhr.

Nach dieser Erfahrung überlegte ich genauer, wann, wie und womit ich Klopapier kaufte. Bis es mir irgendwann völlig egal wurde. Wenn ich heute andere Leute beobachte, habe ich das Gefühl, dass nie jemand Klopapier kauft. Außer ich. 

Nach Klopapier gibt es noch eine Steigerung: Klobürste. Das nächste Level der äußeren Unannehmlichkeiten. Solche Käufe gehören zu meinen aktuellsten Herausforderungen und das, obwohl ich inzwischen 10 Jahre älter bin und mir nichts mehr peinlich sein müsste.

Und heute war es soweit. Lange genug stand die Klobürste auf meiner Einkaufsliste und lange genug verzögerte ich diesen speziellen Kauf. Es war auch nicht wichtig, ich teile meine Wohnung mit niemandem und die Bürste sah noch gut aus. Sie hatte nur geringfügige Verschleißerscheinungen vom Wasser und hatte sich um eine Nuance verfärbt. Vom Rost, der es irgendwie schaffte, sich in die Kunststoffborsten zu beißen.

Schon vor einem Monat wollte ich die Klobürste kaufen. Aber da hat der Rest der Ware nicht gestimmt. Zwischen Kosmetik-Produkten und Schminke hätte sie nichts zu suchen gehabt. Das hätte nicht zum Image gepasst. Nicht zur Ware und nicht zu mir. 

Alle hätten sich wahrscheinlich gefragt, warum ich eine Klobürste brauche? Geht dieses Püppchen etwa auf Klo? Die ist ja eklig. Bäh.

Also hatte ich einen perfekten Grund, den Kauf zu verschieben und war für gewisse Zeit erleichtert.

Nun stand das beschämende Ding wieder auf meiner Liste. Diesmal wohl überlegt zusammengestellt mit anderen Produkten des Haushaltsbereichs. Ich brauchte Putzmittel gegen Schimmel, Kalk, Rost, Blutflecken, Urinsteine, Dreck, Bakterien und gegen alles, was es sonst noch im gewöhnlichen Haushalt gab. Ich brauchte das alles nur, damit die Klobürste sich optisch den Bedingungen anpasste, denn das war genau die Konstellation, in der die Bürste kaum noch auffiel. Sie wurde dadurch ein normales Mittel zum Zweck, das den Haushalt erträglicher machte. 

Trotzdem hasste ich das Gefühl, dieses Teil JETZT kaufen zu müssen. Nachdem ich mir die Bürste unauffällig in den Korb holte, ignorierte ich sie und wurde erst wieder an sie erinnert, als ich sie forsch auf das vollbepackte Fließband legte. Die Kundin vor mir kaufte Schminke. So, wie es sich für eine anständige Frau gehörte. Eine Frau mit Stil und Sinn für Ästhetik. Mir kam es so vor, als würden alle Leute hinter mir mich misstrauisch anstarren und sich fragen, ob ich pervers wäre.

– Ja, ich bin pervers und diesmal sehen’s alle. Freut euch!

Erst, als ich die neue Bürste endgültig vor den neugierigen Blicken und dem heimlichen Spott der Anderen einstecken konnte, entspannte ich mich. Es war toll, als dieser Kaufprozess endlich abgeschlossen war und ich mich in nächster Zeit nicht mehr darum kümmern musste.

Wenn ich jemanden sehen würde, der eine Klobürste kauft, hätte ich sicher auch Probleme, meine damit verbundenen Gedanken abzuschalten und ich bin froh, dass ich nicht Kassiererin geworden bin. Weil dann würde ich wahrscheinlich nicht mehr hinter der Kasse sitzen, sondern im Knast der traurigen Humorlosigkeit.

…Und wenn ich mich daran erinnere, wie ich früher als Kind von meinem Vater getröstet wurde, ist es nur noch halb so schlimm, eine Klobürste zu kaufen: „Stell‘ dir andere Menschen/Feinde auf der Toilette vor und du hast keine Angst mehr vor ihnen. Die gehen auch nur sch*****.“

Quengelzone

mom-shopping-with-little-girl

Stolz steckt Lucy den hellblauen Chip in den Einkaufswagen.
„Kann ich den Wagen jetz auch schiebem, Mami?“
Katja guckt ihre Tochter entzückt an, die gerade auf Zehenspitzen vor dem Wagen steht.
„Du kommst doch noch gar nicht oben an, Mäuschen. Vielleicht stehen drinnen ja noch die kleinen Wagen für Kinder.“

Als sie den Supermarkt betreten, hält Lucy aufmerksam Ausschau nach einem Kindereinkaufswagen mit Fahne, die normalerweise gleich an der Kasse stehen.
„Alle weg, nix da“, sagt Lucy und guckt sich schmollend um.
„Nächstes Mal nehmen wir deinen Puppenwagen mit und vergessen ihn nicht noch mal Kindergarten.“
„Voll blöd. Puppenwagen is langweilig. Der quietscht am Rad.“

In der nächsten Sekunde hat Lucy die Enttäuschung schon vergessen und läuft aufgedreht in den Supermarkt.
„Lucy, nicht so schnell. Komm her! Nicht, dass du wieder irgendwas umschmeißt!“
Aber Lucy hört nicht und ist schon längst in ihrer Lieblingsabteilung angelangt: beim Spielzeug.
Gespannt steht sie vor den Regalen und guckt sich alles mit großer Neugier an.
„Ohhhh! Cool! Maaaammii!“

Katja ahnt schon, wo ihre Tochter steckt und hört ihre quirlige Stimme von Weitem. Gezielt läuft Katja durch die Gänge und findet Lucy dort, wo Eltern binnen kurzer Zeit sehr viel Geld loswerden können.
Sie schaut in Lucys blaue Kulleraugen, die sich vor Freude weiten und wird weich bei diesem Anblick.
„Na, was hast du denn gefunden? Du weißt, ich kann dir nicht immer was kaufen.“
„Mami, guck mal! Das Pony hat Kimmy auch. Nur in blau!“
Katja hat geahnt, dass so etwas kommt. Sie kennt Kimmy, die verwöhnte Tochter ihrer besten Freundin, die dem Kind keinen Wunsch abschlagen kann.
„Ja, das ist wirklich schön, Mäuschen. Vielleicht bringt es dir der Weihnachtsmann, wenn du lieb bist.“

Im nächsten Moment ist das Pferd schon wieder vergessen, denn im Spielzeugregal tummeln sich noch viele andere Versuchungen für Kinder.
Lucy nimmt eine kleine Puppe in die Hand und guckt sie skeptisch an.
„Die sieht ja aus wie’n Monster, die is grün im Gesicht“, quiekst Lucy angeekelt.
So müssten Puppen immer aussehen, denkt Katja. Dann würden sie wenigstens nicht ihren Geldbeutel ausreizen und den Kleinen Angst machen.

„Komm, wir gehen weiter. Sonst gibt’s morgen nur trockenes Brot.“
„Iiiihhh, neeeee, kein Brot! Nich schon wieder!“
Lucy bestimmt den weiteren Verlauf beim Einkaufen und weiß genau, wohin sie ihre Mutti als Nächstes führt. Katja gibt sich geschlagen und schiebt den Wagen geduldig ihrer kleinen Tochter hinterher, denn Widerstand ist zwecklos.

„Hier Mami, die Kellogg’s will ich.“
„Die magst du doch gar nicht“, sagt Katja stutzig und fragt: „Warum gerade die?“
„Wegen dem Spielzeug, guck doch! Damit kann man trinken.“
Katja schaut sich das Bild auf der Packung an und sieht einen Strohhalm, der beim Trinken die Farbe wechselt.
Danach guckt sie auf den Preis, der viel höher ist, als bei dem gleichen Produkt der Billigvariante. Mit den Spielzeugen versuchen die Hersteller nur, quengelnde Kinder anzulocken.
„Okay, such dir eine Packung aus. Aber mehr gibt’s heute nicht.“
Lucy schaut sich alle Packungen an und schüttelt sie dabei.
„Naja, hören wirst du wohl nichts.“
„Doch! Die hier is gut“, sagt Lucy überzeugt.
Sie nimmt die Packung und schmeißt sie derb in den Wagen.
Danach führen sie den Einkauf per Notizzettel weiter, damit bei dem Stress nichts untergeht.

„So, Mäuschen, und jetzt bleibst du schön hier bei mir und rennst nicht dauernd umher. Sonst werden wir nie fertig und du kannst nachher nicht Tom und Jerry gucken.“
„Jaaaa, ich bleib hier.“
Katja ist froh, dass nun ein bisschen Ruhe einkehrt, obwohl Lucy immer noch sehr getrieben wirkt. Zu viele Eindrücke kann sie noch nicht verarbeiten und sie lässt sich ständig durch die bunten Farben, die um sie herum erscheinen, ablenken.
Lucy guckt wie gebannt zu dem rot aufblitzenden Leuchtschild über der Kasse.
„Mami, was steht da?“
Katja guckt und muss lächeln. Denn das Schild kündigt für sie das Ende des anstrengenden Einkaufs an.
„Da steht Kasse, und da gehen wir jetzt auch hin. Wir haben alles.“

Und schon steht Lucy vor den Süßigkeiten direkt an der Kasse. Das Regal soll Eltern und Kinder noch einmal auf Hochtouren bringen, da Kinder dort immer etwas finden, das sie haben wollen und Eltern sich bei Kleinigkeiten meist großzügig ergeben.
„Ich möcht die Schokolade! Bitte, bitte, Mami! Bitte!“, ruft sie und drückt mit dem Zeigefinger auf eine Schokolade mit Keksen.
Katja kann die Bettelei nicht mit ansehen, da ihre Tochter Schokolade liebt und alles dafür tun würde.
„Okay, nimm sie. Möchtest du sie auch selber bezahlen?“
„Ohh jaaaaa!“

Katja gibt Lucy das Geld und sie stellt sich stolz mit der Schokolade in der Hand an der Kasse an. Lucy hebt den Kopf und benimmt sich plötzlich wie eine feine Lady und ein großes Mädchen zugleich. Selbst die Kassiererin muss lächeln, während sie die Schokolade abscannt und sagt: „Na, kleine Dame? Das macht 80 Cent.“
Lucy legt das Geld selbstsicher in die Schale und sagt: „Stimmt so!“
Katja ist ganz gerührt, dass ihre Tochter schon so erwachsen sein kann und alles andere als schüchtern ist. Sie hofft, dass sie dieses Selbstbewusstsein nie verlieren wird und das Leben später genauso leicht nimmt wie als Kind.
Katja beschließt für sich, dass sie sich wohl an die stressigen Einkäufe mit ihrer aufgeweckten Tochter gewöhnen muss. Denn Kinder werden ja so schnell erwachsen.