Ausflug nach Rostock

Gestern waren wir in Rostock. Das letzte Mal ist ca. 1,5 Jahre her und jetzt im Urlaub war es mal wieder so weit, der alten ‚Heimat‘ (die keine war), einen Besuch abzustatten.

Nein, Rostock war nie die Stadt, in der ich mich wohl oder zu Hause fühlte und verbrachte deshalb nur 6 Jahre dort. Aber: Zum Shoppen und Essen gehen ist es super und das taten wir gestern. Bei ca. 27 Grad Stadthitze und viel Trubel. Die Leute waren eben auch hier nicht alle am Strand.

Gegen 11 Uhr kamen wir mit dem Zug an. Gingen die alten Wege in die Stadt und verzichteten wie immer auf die bequeme Straßenbahn. Lieber zu Fuß gehen – ist günstiger und gesünder. Egal bei welchem Wetter.

Es war wie damals. Eigentlich hat sich nichts verändert. Baustellen gibt es genug und manche Straßenbauprojekte dauern ewig. Zum Glück bin ich nicht mehr mittendrin, so wie damals als Radfahrer, der besser nicht in den Verkehr gehörte.

Ja, es war wie immer. Auf dem Marktplatz standen Buden mit Obst, Gemüse und anderen Dingen. Wir schauten uns dort jedoch nicht um. Sondern machten nur Fotos, um den Moment der Ankunft festzuhalten. Es war allerdings nichts Besonderes. Melancholische Gefühle traten nicht an die Oberfläche! …Ein ganz normaler Samstag.

Wir kamen in die Fußgängerzone, viele Menschen, alles bunt. Die Läden luden zum Shoppen und Stöbern ein. Wir hatten schon einen Plan, in welche Geschäfte wir wollten. Und den setzten wir um. Auch das Shoppen war wie immer, nur dass das letzte Mal eben länger her war. Aber vom Ding her nichts Neues. Da ich nicht so viel Geld ausgeben wollte, kaufte ich recht bescheiden ein und achtete auf die Preise.

Außerdem aßen wir Eis, denn Hunger hatten wir inzwischen auch. Wir wählten unseren Standard-Eisladen. Obwohl es da ziemlich wenig Sorten gab, war er gut. Vielleicht sollten wir uns nächstes Mal einen anderen Eisladen aussuchen. Es gibt schließlich noch mehr Läden mit weitaus besserer Auswahl. Am späteren Nachmittag und in der zeitlichen Mitte unseres Aufenthalts gingen wir Pizza essen und tranken dazu ein großes Glas kalte Cola. Das tat gut!

Die Pizza war riesig und mir tat danach ziemlich der Bauch weh. Obwohl ich das weiß, mache ich jedes Mal den selben Fehler. Wohl deshalb, weil die Pizza sehr sehr gut schmeckt und man extrem satt wird. Die Riesen-Pizza ist etwas Besonderes für uns und wir freuen uns immer darauf. Trotz der Beschwerden nach dem Essen. Die nimmt man dann mal in Kauf. Kommt schließlich nur 1x im Jahr vor.

Nach einem letzten Verdauungsspaziergang durch die Stadt wurde das Gefühl im Bauch allmählich besser. Nur ganz hörte das Zwicken und Pieken erst abends zu Hause in der Badewanne auf.

Es war ein toller Tag und das Wetter war perfekt. Ich bin lieber als Gast in Rostock. Dafür habe ich mir genug ‚Andenken‘ gekauft und bin sehr froh mit den gekauften Sachen. Das Essen war natürlich auch sehr schön. Einmal im Jahr muss Rostock schon sein und dann lohnt es sich auch.


Sonnige Fahrradtour nach Zinnowitz

Endlich ist der Sommer da – lange mussten wir auf ihn warten! Nun, wo er da ist, ist er ungewohnt heiß. Um die 30 Grad waren es heute. Die meisten sind am Strand. Es gibt jedoch auch Leute, die andere Sachen machen. Darunter Mutti und ich. Seit 32 Jahren und gutes Team!

Wir entschlossen uns für eine Radtour. Bei den Temperaturen fährt man am besten schattig und zu Zeiten, an denen alle schon am Strand liegen. Sonst sind die Radwege zu voll besiedelt mit Leuten, die mit dicken Strandtaschen und Kindern bepackt sind. Und wenn sie ihr Gepäck nicht tragen können, verstauen sie ihr Zeug in einem übergroßen Fahrradanhänger.

Wir hatten Glück, die Radwege waren frei. Nur vereinzelt Menschen unterwegs. So konnten wir während der Radtour nebeneinander fahren und erzählen. Natürlich muss man dabei oft nach hinten schauen, denn es könnte jemand kommen, der durch möchte. Wenn man hier lebt, lebt man immer mit dem Allround-Blick. Die Leute sind überall. Kommen plötzlich aus Ecken und Wegen geschossen… wo niemand sein dürfte.

In Zinnowitz stellten wir unsere Räder ab und schauten uns eine Kunstausstellung an. Mutti ist die Nächste, die dort ihre Bilder Ende August ausstellt. Sie freut sich natürlich schon drauf und ist doch sehr bescheiden. Um die 30 Ölgemälde wird sie im Foyer eines Hotels ausstellen. Sie macht das schon jahrelang. Sie malt, ich schreibe. So hat jeder sein Talent!

Nicht alle waren bei dem Wetter am Strand. Die Restaurants und Cafés waren überraschend gut besucht. Naja, wo soll man als Urlauber auch sonst sein Mittag genießen. Wir suchten uns ein Restaurant, wo es Eisbecher gab. Es ist schon eine Weile her, als wir zusammen Eis aßen. Meist aßen wir unterwegs Kuchen und tranken Kaffee. Eisbecher nur an sehr heißen Tagen.

Wir nahmen einen Waldfrucht- und einen Erdbeereisbecher – es musste etwas Fruchtiges sein! Auf keinen Fall einen mit Alkohol, bäh…!! Die Eisbecher waren ziemlich teuer. Die Portion war eher mittelgroß mit einer Tendenz zu mittelklein. Ich hätte auf jeden Fall mehr vertragen. Mutti war das Eis zu kalt, es stieg ihr bei jedem Löffel unangenehm in den Kopf. Deswegen aß sie sehr langsam. Gehirnfrost eben. Mir passierte das nicht, kannte das aber von früher, wenn ich kalte Milch trank.

Anschließend spazierten wir entspannt durch den Ort und schauten uns um. Bin froh, dass ich bei Klamotten nicht mehr schwach werde. Mutti fand einige Sachen, die sie wenigstens einmal angefasst haben musste. Kaufte jedoch auch nichts – sie hat hat genauso genug, wie ich. Irgendwann hat man einfach alles. Es ist besser, nur Dinge zu kaufen, die man wirklich braucht.

Es war so warm, dass es etwas schwerer fiel, sich zu bewegen. Wärme macht träge auf eine Art. Man kann zwar zu Fuß gehen, aber nicht, ohne gleich ins Schwitzen zu kommen und zeitweise etwas lauter zu atmen, als sonst. Da kommt man sich manchmal leicht unsportlich vor, obwohl man sportlich ist. Hitze führt zu Widersprüchen und lässt aktive Menschen zweifeln…

Gegen 15:30 Uhr fuhren wir zu mir. Ich lud Mutti spontan zu Kaffee und Cola auf dem Balkon ein, auf den auch die Sonne knallte. Kuchen konnte ich leider nicht anbieten. Wer nicht kocht und nicht backt, sollte eigentlich keine Gäste einladen. Hatte nur leckere Proteinriegel im Angebot.

Ein schöner Nachmittag mit Gesprächen über unseren bevorstehenden Schottland-Urlaub im nächsten Jahr neigte sich dann bald dem Ende zu. Man sollte sich immer auf Dinge freuen können. Vorfreude ist ein tolles Gefühl und macht glücklich!

Und nicht zu vergessen: Erlebnisse machen glücklicher als übertriebener Konsum!

Schweine Po Po 😝
2 schöne Eisbecher an einem Sommertag
Ein Eisbecher ist schnell gegessen

Auf meinem Balkon reden wir bei Kaffee und Cola

Irish Greetings 

Ein Stück Irland zum Genießen.

Schoko-Pizza

Ein Tag, der es wert ist, zu sündigen. Die Pizza spaltet die Meinungen, aber ich fand sie sehr lecker. Sie macht satt und stillt den Schoko-Hunger. 

Lecker Einhornfrühstück

Einhorn auf’s Brot!

Heute entdeckt und sofort verliebt…Freue mich auf das Magic Breakfast morgen…

Genmanipulierte Riesen-Radieschen?

Eigentlich achte ich sehr darauf, was ich esse. Bio, Feinkost, Gourmet, vegan, vegetarisch – all das sind appetitliche Lebensmittelbezeichnungen, nach denen ich bewusst Ausschau halte und mich darüber freue. Preis egal, Hauptsache die Qualität stimmt und es ist gesund. Schmecken tut es mir sowieso, da bin ich völlig unkompliziert. Bisher gab es nichts, was ich eklig fand. Selbst vegetarische Bratwürste schmecken ‚echt‘, wie ich letzte Woche herausgestellt habe. Von daher alles super und ich vermisse nichts. Bestimmte Dinge habe ich eh schon immer selten oder fast nie gegessen, z.B. Eier. Deswegen fehlen mir viele Sachen auch überhaupt nicht. Und Milch trinke ich auch seit fünf Jahren nicht mehr. 

Gestern lief ich allerdings an diesen riesigen Radieschen vorbei und ich konnte mir schon denken, warum die so groß geworden sind. Gentechnik, die fast überall drin ist und wenn nicht das, dann andere Schadstoffe. Aber da ich nun auch kein Extremmensch bin und in Sachen Essen auch mal eine Ausnahme mache (außer Fleisch), habe ich diese Radieschen in den Korb gepackt. Weil ich Radieschen liebe.

Und sie schmecken echt lecker. Ich würde nicht sagen, dass ich mich nun deswegen in einem angespannten Ernährungsdilemma befinde. Ich bin kein Hardcore-Veganer, und kein freakiger Gesundheitsextremist, der nur Bio frisst. Manchmal will ich auch Pizza essen – und tue es.

Ich lebe zu 85% gesund und zu 15% ungesund. An Ostern habe ich sogar normale Vollmilchschokolade gegessen. Aber danach nicht mehr. Weil es mir besser geht, wenn ich das auf Dauer nicht tue. Ich fühle mich fitter, wenn ich auf ‚Giftware‘ verzichte, denn die meisten Lebensmittel zerstören einen mehr, als man denkt.

2017

Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr, obwohl ich diese ganzen Sprüche selber nicht mehr hören kann und vor allem: nicht hören will. Weil…es nervt mich langsam. Die letzte Woche eines Jahres ist immer der Horror für mich. Plötzlich melden sich Leute, von denen man ewig nichts gehört hat und wünschen einen alles Gute. Was soll das? Diese gespielte Freundlichkeit..furchtbar. Und andererseits geht es im Dezember immer nur ums Kaufen. Kaufen, kaufen, kaufen,…kochen. Am Ende wundern sich die Leute, warum sie so fett geworden sind. Und prompt taucht im TV Werbung von Weight Watchers auf…

Es ist doch immer der gleiche Wahnsinn 🙄 Zum Glück mache ich da nicht mit.

Manche Hunde…

…so wie dieser. Er sitzt treu neben dir, beobachtet dich interessiert während du isst. All das mit einer Zunge, die viel zu lang ist für sein Maul. Er liebt es, wenn man sein Fell + Speckröllchen im Nacken grob rubbelt und japst nach Luft. Leider.

Ich war sofort verliebt ❤️ Ohne mich gerade an seinen Namen zu erinnern. That’s love. 

Erdbeerwoche 

  
Eigentlich hatte ich keinen Hunger, sondern nur Appetit. Wobei Appetit auch kein Synonym für Heißhunger ist. Also: Ich hatte Heißhunger, obwohl ich längst noch vom Frühstück satt war. Und von den drei Tassen Kaffee, die mich inzwischen fast verrückt machten und zum Schwitzen brachten. Irgendwie war ich hyperaktiv und gleichzeitig völlig geschafft. Ich war voller Tatendrang und gleichzeitig zu faul, um paar Schritte weiterzudenken. Ich machte mir sinnlose Gedanken, die es nicht Wert waren, in meinem Kopf zu sein. Schräge Gedanken zwischen hier, früher, später und dazwischen.

Durch den Kaffee flossen die stupiden Gedanken noch schneller durch mein Hirn und versackten dann irgendwo, bevor ich den Stuss vernünftig zu Ende denken konnte. Ich fühlte mich dabei wie ein Freak auf Speed. Manchmal kam es mir vor, als würde Kaffee zu den Amphetaminen gehören. Obwohl Kaffee noch lange nicht so schlimm war, wie 1 Liter Guarana-Tee mit Zucker, der obendrein für verdächtiges Nasenbluten sorgte.

Heute ist der Anfang dieser Tage, die jeden Monat zur gleichen Zeit wiederkehren. Immer dann, wenn meine Pillenpackung leer ist und mein Körper und meine Hormone komplett durchdrehen. Mein Monat hat 21 Tage, danach fühlt sich alles unnormaler an, als gewöhnlich. Die vierte Woche gleicht immer einer manisch-depressiven Episode in Mädelsversion.
Wenn alles zu wenig und alles zu viel ist. Gerade beim Shoppen, beim Essen und beim Sex.

Es sind diese Tage, an denen ich eigentlich alles falsch und alles richtig mache. Je nachdem, wie ich es mir in dem Moment hindrehe. Es wechselt im Stundentakt. Ungefähr. Aber meist schon eher.

Diese Tage beginnen harmlos. Schon zwei Tage vor Beginn kündigt mein Körper die Umstellung leise an. Mit so einem dumpfen Gefühl im Unterbauch, aber ohne weitere Symptome. So eine Art Auftakt, dass sich etwas Großes anbahnt und es ist warm im Bauch. Irgendwie schön, recht angenehm. 
Paar Stunden danach habe ich meist mehr ‚Appetit‘, als sonst und auf Sachen, die in meiner Küche verboten sind. Ich bekomme Appetit auf Schokolade und Chips – gleichzeitig. Nur gleichzeitig essen funktioniert nicht, da salzig und süß nicht zusammenpasst. Deswegen: Erst die Schokolade (meist 2 Tafeln) und dann die Chips (meist Käse-Tortillas..ohne Dipp…).

Diesmal habe ich vor zwei Tagen allerdings nur eine Tafel Schokolade gegessen. Ich wollte es in diesem Monat nicht übertreiben. Vielleicht konnte ich meinen Appetit diesmal überlisten und meine Begierde auf Ungesundes unterdrücken. Dafür hatte ich Lust auf bodenständige Kartoffeln – ungeschält – mit übertrieben viel Meerrettich, Salz und Pizzagewürz.
Ich will nicht immer das Opfer meines Körpers sein, wenn mein Körper mir mit seinem roten Trotz signalisiert, dass ich schon wieder kein Kind gekriegt habe. Jeden Monat der gleiche Zoff mit meinem Körper. 

Dennoch ist es so besser, als anders. Rot ist sowieso meine Lieblingsfarbe. Aber die Hormonüberdosis, die mein Unterleib an mein Gehirn sendet, nervt mich.

Mein Körper hat sich heute übel gerächt.
Mit einer überraschenden Heißhungerattacke, die aus dem Nichts über mich herfiel, während ich auf der Couch lag und über viel interessanten Unsinn nachdachte, der meinen freien Tag füllte.

Der Schoko-Muffin vom Frühstück war schnell vergessen. Die Brötchen auch. Den Kaffee spürte ich noch lange im Blut fließen. Mein Herz raste, mir war heiß. Alles in mir pochte komisch bis in die Halsschlagader. Ich war aufgedreht ohne Ende und panisch, weil ich merkte, dass ich zu viel unwichtigen Kram im Kopf hatte. Es fühlte sich an, wie ein atypischer Frauenherzinfarkt, nur dass die Übelkeit fehlte. Also gab es keinen Grund zur Sorge. 

Genau in dem Moment bekam ich Heißhunger auf Milchnudeln aus der Tüte. 

Eigentlich eine völlig dumme Idee, nach einem Frühstück, das gerade mal drei Stunden zurücklag. Der Muffin, die Brötchen und das Kaffeewasser brauchten noch keinen Besuch. Die hatten noch genug mit sich zu tun. 

Aber….ich konnte nicht anders. 

Ich konnte nicht verzichten, auf diese ollen Nudeln, die ich damals viel zu oft aß. Mein Körper vermittelte mir, dass er diese blöden Nudeln genau jetzt brauchte. Oder vielleicht war es auch meine Seele, die versüßt werden wollte, bei all den unnützen und bitteren Gedanken, die im Kauderwelsch meiner Gefühle kurz auftauchten.
Danke Körper, dass du dir all den Mist reinholst, vor dem ich mich sonst fast konsequent fernhalte. 

Milchnudeln stehen schon seit ein paar Wochen auf meiner roten No-Go-Liste, auf der all meine Lieblingsgerichte stehen. Auf meiner aktuellen grünen Liste stehen nur noch Sachen, die nicht chemisch hergestellt wurden und nur von mir persönlich zubereitet werden. Das heißt, ich koche selber, wenn ich nicht gerade gar nichts esse oder nur einen Apfel und/oder eine Gurke. Oder eine ganze Packung Bio-Maiswaffeln mit Butter.

Dann stellte ich den Kochtopf auf die Herdplatte und legte los. Ein wenig genervt, ein wenig traurig und ein wenig glücklich. Ich schüttete eine halbe Packung Vanille-Soyamilch hinein und wartete, bis diese beinahe überkochte. Zum Schluss rührte ich die Nudeln in die schaumige Milch und das Fast Food war fertig.
Da mir das süße Gericht so in der Form noch nicht reichte, entschied ich mich für 5 Esslöffel Zucker als Extra. Somit war das Essen eklig süß und genau richtig für meine Bedürfnisse. Normalerweise waren die Nudeln nach dem Kochen länger heiß. Aber diesmal konnte ich gleich mit dem Essen loslegen, da sie lauwarm waren, was mich wunderte, aber nicht weiter störte. Vielleicht war mein Empfinden gerade etwas eingeschränkt oder der Zucker war zu kalt. Endlich mal essen, ohne 10 Minuten zu warten. 

Nach 3 Minuten waren die Nudeln in der Schale verschwunden. Als ob sie nie da gewesen wären. Ich schmeckte mehr Zucker, als Nudeln. Von dem Gericht selber merkte ich nicht viel, außer, dass es matschig warm war. Es war also tatsächlich eine Heißhungerattacke, die danach völlig umsonst war. Der Genuss blieb auch vollkommen auf der Strecke. Aber das Bedürfnis nach etwas Süßem wurde befriedigt. Erstmal. 
Danach stellte ich die Schale ins Waschbecken, füllte sie mit Wasser auf und es war endgültig vergessen.

Nur mein Bauch musste nun damit leben, was er sich angetan hat, mit seinem Willen, unbedingt etwas Süßes drin haben zu wollen.

Ich lag mit dem Bauch auf der Couch. Satt und überfressen. Hemmungslos. Fett. Aber das schlechte Gewissen blieb fern, da ich mir der Ursache bewusst war.
Erdbeerwoche. Da passieren immer Dinge, die sonst nie passieren. Mein Körper holt sich dann all den Dreck zurück, den er für diese schwierige Zeit braucht. Die Zeit der Ausschwemmung und des Neuaufbaus.

Also hörte ich meinem Bauch zu, was er zu sagen hatte, während ich auf ihm lag. Er gluckerte ungefähr alle 10 Sekunden vor sich hin. Dieses Gluckern musste wohl aus der Bauchspeicheldrüse kommen, die mit all dem Zucker und Fett überfordert war. Wie sollte sie auch so schnell so viel Hormon- und Enzym-Saft produzieren, um den Scheiß zu zerlegen? So viel wie heute hatte sie selten zu tun. Aber nach einer Weile ließ das Gluckern nach und alles beruhigte sich wieder. Nach einer Stunde war alles wieder draußen. Mein Körper wollte nicht mehr, zeigte Protest und Nachsicht. 

Danach war alles leise. Auch meine Gedanken wurden wieder geordneter und ich spürte innerliche Ruhe.
Koffein und Zucker hatten sich neutralisiert. Alles war wieder normal und nicht so psychotisch und krank. 

Alle Vorbereitungen sind getroffen, nun kann die Erdbeerwoche anfangen und bitte schnell wieder aufhören. Damit mein armer Kater nicht allzu sehr unter mir leiden muss. Und mit mir.

  

Lieblingskuchen

  

Heute gab es auf der Arbeit meinen Lieblingskuchen. Gestapelt auf einem bunten Teller mit Streifen am Rand, im Abseits des Geschehens, sodass jeder wusste: Oh, es ist etwas übrig geblieben – die Kaffeepause hat diesmal mehr zu bieten, als nur fünf Zigaretten. Toll!

Und schon waren alle motivierter. 

Da stand er. 
Geschnitten in viereckige Stückchen, die alle identisch aussahen. 

In typischer Blechkuchenqualität. Aus irgendeiner Backwarenfabrik, denn was anderes kam bei uns aus Preisgründen nie in Frage. 

Ich sah den Kuchen schon flüchtig beim Vorbeigehen aus den Augenwinkeln und wusste sofort: aha, russischer Zupfkuchen. Der Kuchen, nach dem ich früher verrückt war und es heute noch bin, wenn ich mich nicht weigern würde, ein Stück davon zu essen. Selbst probieren war mir zu viel, denn manchmal kann auch Probieren maßlos enden.
Ich genoss ihn also lieber mit Abstand und Ignoranz. Angucken reichte und der Gedanke, dass er da war, ganz in meiner Nähe. Aber mehr wollte ich nicht mit ihm zu tun haben. Denn ich wusste, dass mir seine Kalorien die Laune wahrscheinlich für ein oder zwei Tage verderben würden. Somit war es leichter, zu verzichten. Besser gleich an die bitteren Konsequenzen denken, als später. 

Was hat man von einem Stück Kuchen, das innerhalb von einer kurzen Minute verzehrt wird und danach vielleicht für immer ansetzt, wenn man sich nicht im Griff hat oder nichts dagegen tut? Ein übles Problem.
Und letzten Endes war der Kuchen sowieso nicht selbstgebacken, sondern nur ein aromatisch gut abgestimmtes Kunstprodukt vom Fließband. Ohne Liebe gebacken, sondern anonym von Maschinen aus Blech und Metall in einer kalten Halle.

Lieber schaute ich meinen wohlgenährten Kollegen dabei zu, wie sich jeder großzügig vier Stücke auf den Teller packte und beim Essen feststellte, dass der Kuchen nach Chemie schmeckte. Ganz und gar nicht natürlich, sondern richtig künstlich und ein bisschen eklig. Dennoch wurde der Kuchen artig aufgegessen. Sein Essen mit negativen Bewertungen zu kommentieren, ist immerhin fast normal, weil es überall etwas zu meckern gibt und man nie wirklich zufrieden ist. Oder man spielt damit einfach nur sein schlechtes Gewissen herunter. 

Mir war es egal. Ich hatte von dem appetitlichen Anblick des Kuchens mehr, als die Kollegen von dem enttäuschenden Geschmack.

Unter blauem Himmel

Manchmal ist das Leben mehr Schein als Sein, genau wie bei Caro: Sie war ein scheinbar lebensfroher Mensch, der gern lachte und unangenehme Situationen mit einem lässigen Achselzucken wegsteckte, und ein Mensch, der Herzenswärme ausstrahlte und jeden damit einhüllte. Sie war eine starke Frau, die selbstbewusst war und ihre kindliche Neugier nie verloren hatte. 
Mit ihren goldblonden Haaren, den frechen grünen Augen und ihren vollen kirschroten Lippen zog sie oft die Blicke auf sich.
Wer würde daran denken, dass sie ein dunkles Geheimnis hatte, welches mit tiefster Traurigkeit gefüllt war?
Als Caro an jenem Morgen aufwachte, weil die Sonne sie weckte, spürte sie die pure Lust aufs Leben. Durch das offene Fenster kam ihr der Geruch von frisch gemähtem Gras entgegen und das Gezwitscher der Vögel, die in den Apfelbäumen saßen. Es war ein erfrischender Frühlingstag im Mai. Caro setzte sich auf die Fensterbank, atmete die Luft ein und sog alle Eindrücke tief in sich auf. Der perfekte Tag für einen Neuanfang, denn Caro wusste, dass nur Veränderungen helfen.
Ihr war bewusst, welch Anblick sich in ihrer Küche bieten würde. Eine mit Geschirr überfüllte Spüle. So viel Geschirr, als hätte sie Freunde zum Essen eingeladen. Caro schaute sich in der Küche um und war entsetzt, als sie das Ausmaß ihres seelischen Hungers sah, denn sie litt an regelrechten Fressanfällen, wenn sie traurig war und sich innerlich leer fühlte. Sie stopfte Lebensmittel maßlos in sich hinein und ließ die leeren Verpackungen danach unbeachtet in der Küche liegen. Auf dem Herd stand noch ein Topf mit geronnenem Pudding, den sie kochte, obwohl sie längst satt war. Aber ihr seelischer Hunger konnte kaum befriedigt werden.
Im Küchenschrank stand der geliebte Schokoaufstrich, auf den sie morgens nie verzichten konnte. Sie nahm ihn, zögerte kurz und schmiss ihn entschlossen in den Müll, als ihr Blick zum letzten Mal auf die Kalorienangaben fiel. Sie hatte alle Zahlen und Zutaten im Kopf und trotzdem kamen die Fressattacken unkontrolliert über sie. Nun war sie bereit, einen Schlussstrich zu ziehen, denn jeder Tag konnte ein Neuanfang sein.
Caro stellte ihre Wohnung völlig auf den Kopf, räumte auf und entfernte alles, was ihr nicht guttat.
Danach ging sie einkaufen und füllte ihre Küche mit Vitaminen. Der erste Schritt war getan. Caro war glücklich und stolz.
Sie machte einen erholsamen Spaziergang in den Park und setzte sich auf eine Bank neben einen Blumenkübel mit weißen Rosen.
Die Rosen lösten Kindheitserinnerungen in ihr aus. Früher war sie mit ihrem Vater oft im Park und sie hatten viel gemeinsam unternommen, wie auch das Bootfahren im Sommer. Sie hatten immer großen Spaß, als sie abends bis zum Sonnenuntergang am See grillten und die Grillen zirpten.
Caro hatte ihren Vater damals sehr geliebt, er war etwas Besonderes für sie und er zeigte ihr, wie schön das Leben war.
Alles änderte sich, als eines Tages dieser Anruf kam. Ein Anruf mit der Nachricht, dass ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Das hatte Caro nie verkraftet. Als Kind konnte sie tagelang nichts essen und zog sich zurück. Als sie sich an die Sprüche ihres Vaters und an seine sprudelnde Lebensfreude erinnerte, rappelte sie sich jedoch bald wieder auf. Ihr Vater hatte immer gesagt: „Niemand soll hungern und frieren“, und Sätze wie: „Essen ist Liebe“. Denn ihr Vater war ein Genussmensch, der alles genoss, vor allem aber das Leben.
Seitdem  versuchte sie, ihr Leben mit Essen zu füllen, denn das gab ihr Wärme und das Gefühl von Liebe, wenn sie sich traurig und allein fühlte. Besonders warme und süße Mahlzeiten vermittelten ihr für kurze Zeit Wohlbefinden. Nach dem Essen kamen meist die nagenden Schuldgefühle, weil sie wusste, dass sie viel zu viel gegessen hatte. Oft fühlte sie sich danach voll und hässlich. Der Magen war gefüllt, aber ihre Seele war es nicht. Irgendetwas fehlte – nur, was genau? Es konnten viele Dinge sein.
Caro rief ihren Arzt an und vereinbarte einen Termin, um mehr Klarheit in ihr Leben zu bringen und den Ursachen auf die Spur zu kommen. Danach  pflückte sie vorsichtig eine Rose ab, stand auf und ging zum See, wo sie sich ein kleines Holzboot vom alten Bootsverleih mietete. Sie paddelte langsam auf den See hinaus und genoss das erlösende Gefühl, frei zu sein. Denn heute begann ein neues Leben, in ihrem Boot auf dem Weg aus der Vergangenheit. Caro nahm die Rose und ließ sie auf dem See sanft davontreiben, denn ihr Vater hatte Rosen geliebt. Caro schaute hinauf in den Himmel und war glücklich. Ihr Vater wird in ihrem Herzen weiterleben und ihre Seele nicht mehr mit Trauer erfüllen.