Herzallerliebst, Frau Kollegenschwein

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Wenn manche Leute z.B. Kollegen sich nicht an die Regeln des Dienstplans halten können oder es nicht wollen, weil…[Ausrede, Ausrede, Ausrede etc. pp.]

Heute war mal wieder einer dieser Tage, an denen ich völlig überrumpelt wurde.
An einem sonnigen Tag, an dem die Arbeit fast wie von selbst von der Hand ging und ich mich nichtsahnend und guter Laune in die Kaffeepause begab, um mich bei einem Stück Pflaumenkuchen vom letzten Geburtstag zu entspannen.
Auf die Tasse Kaffee verzichtete ich diesmal allerdings.

Alles schön und gut, so lange meine Kollegen untereinander noch angeregt über Themen redeten, die mich eigentlich kaum interessierten. Bis mein Name nebenbei erwähnt wurde und ich sofort hellhörig wurde, denn meinen Namen empfinde ich immer als allgemeines Alarmsignal. Früher konnte ich mich meist auf Ärger einstellen, sobald ich meinen Namen hörte.
So auch heute.

Das Gespräch begann mit der Frage: „ Was hast du am Wochenende für’n Dienst?“
In diesem Moment ahnte ich intuitiv schon, auf welche Bitte die Frage hinauslaufen würde.
Mir war klar, dass ich mich mit meiner Antwort gleich selbst in die Pfanne hauen würde, da ich nicht nur am Wochenende frei hatte, sondern vorher noch zwei zusätzliche Erholungs-Tage in petto hatte. Umso schmackhafter für die Kollegin, für die ich nun erst recht in die engere Auswahl kam, da sie bisher alle anderen ausschließen konnte.
Nachdem ich ihr also sagte, dass ich frei habe, kehrte sie kurz in sich, wandte ihren Kopf ab und tat so, als würde sie arg überlegen.
Anschließend erklärte die Kollegin die aktuelle Sachlage damit, was sie am Wochenende vorhat: Party. Nicht irgend eine, sondern eine Pullerparty! Was auch immer man darunter versteht, wenn man keine Ahnung hat.
Danach schaute sie mich an. Sie wusste, dass ich weiß, was sie von mir wollte. Ohne Worte.

Da wurde ich nachdenklich und fragte mich natürlich: Wenn solche Partys und Babys sooo wichtig sind, warum plant man diese sooo kurzfristig??

Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Schließlich musste ich noch nie jemanden bitten, für mich einzuspringen, weil ich plötzlich irgend etwas vorhatte, was ich vorher nie wusste.
Ich habe auch viel vor in meiner ‚Freizeit‘, in der ich von zu Hause aus arbeite, aber ich plane gut und habe dennoch die Möglichkeit, halbwegs spontan zu handeln. Ohne die Hilfe meiner Kollegen.
Deswegen passieren MIR solche (teils unangenehmen) Situationen auf Kosten anderer Kollegen nie.
Ich musste noch nie jemanden fragen, ob wir meinen Dienstplan mal total verschieben können, weil mir etwas nicht passt. Wozu gibt es Wunschbücher?
Warum kriege ich alles problemlos hin und andere nicht?

Am Ende habe ich meiner Kollegin freundlich erklärt, dass ich auch ein Leben habe und ich nicht deren Dienst übernehmen möchte, weil ich genauso jung bin, mir freie Tage genauso wichtig sind und weil ich genauso gerne auf Partys gehe, wie jeder andere auch.
Den zickigen Unterton habe ich mir selbstverständlich nicht verkniffen.
Wie auch, schließlich kennt mich jeder so.

Momente

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…Und dann kam auf einmal mein Kater in einem rasanten Tempo mit fluoreszierenden Augen um die Ecke geschossen, während ich den grünen Tannenzweig in der linken und die Kamera in der rechten Hand hielt. Und machte diese spektakuläre Momentaufnahme einer einmaligen Begegnung in meiner Küche.
Kurz bevor der Tannenzweig vor den gierigen Augen meines Katers in den Tiefen der Mülltonne verschwand.
Unzernadelt.

Letztens an der Ampel – ich sehe rot neben meinem Ex

 

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Es war Anfang Dezember und somit Zeit, dem Weihnachtsmarkt einen Besuch abzustatten. Meine Mädels und ich hatten diesen Termin schon vor einer Woche vereinbart und nun war es soweit. Ich freute mich. Obwohl ich wusste, dass meine Freundinnen erst bisschen später am Treffpunkt ankommen würden, fuhr ich mit meinem Rad los. Überpünktlich wie immer. Aber was sollte ich alleine zu Hause herumsitzen. Warten konnte ich auch draußen in der Gesellschaft fremder Menschen.

Also zog ich mir meine dicke grüne Winterjacke an, schwarze Handschuhe und eine warme lila Wollmütze über den Kopf. Dazu Stiefel, in denen ich jetzt schon kalte Füße hatte.
Und auch meine schwarze Hose bestand nur aus dünnem Stoff, der kühl auf der Haut lag. Aber alles egal. Hauptsache, ich sah gut aus. Man weiß nie, was noch passiert.
Danach holte ich mein Fahrrad aus dem Keller und machte mich langsam auf dem Weg. Schließlich hatte ich ca. eine halbe Stunde Fahrtweg vor mir, dachte ich.
Ich fuhr gelassen mit dem Rad den üblichen Weg. Natürlich waren wieder alle Ampeln auf rot, an denen ich vorbeikam. Die Straßenbahn kam auch überall dazwischen.
Gerade, als ich wieder freie Fahrt hatte, erspähte ich eine Person aus dem linken Augenwinkel heraus. Ich sah zwar nur seine Umrisse von hinten, aber erkannte sofort, dass es mein Ex war. Er trug eine bunte Jacke und eine schwarze Hose, die ich noch von damals kannte.
Er muss gerade aus der Straßenbahn gekommen sein. Damit fuhr er täglich zur Arbeit, so viel ich wusste. Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich weiter geradeaus fahre oder ob ich mich dreist zu ihm an die rote Ampel stelle. Ganz unbemerkt natürlich.
Innerhalb einer Sekunde wusste ich, was zu tun ist. Ich war aufgeregt und mein Herz sprang wie verrückt.
Mein Weg würde nun an ihm vorbeiführen. Aber bevor ich bei ihm war, musste ich noch wieder an einer roten Ampel warten. Ich hoffte, dass das Timing stimmte und seine Ampel nicht eher grün werden würde als meine. Mein Körper schüttete so viel Adrenalin aus, dass ich zitterte. Trotzdem blieb ich brav an der roten Ampel stehen, obwohl keine Gefahr zu sehen war. Als sie auf grün umschaltete, sprang ich sofort wie eine Wilde auf meinen Sattel, wobei sich die Kabel meiner Ohrstöpsel an den Drähten des Fahrradkorbes verhedderten. Das passierte mir öfters mal. Ein Handgriff genügte, um mich wieder zu befreien.
Mein Ex bekam davon nichts mehr mit, als ich auf einmal neben ihm bremste und zum Stehen kam.
Ich wusste, dass er es ist. Aber ich schaute nicht zur Seite, sondern stur geradeaus zur Ampel. Er stand genau links neben mir und vielleicht ein Stückchen dahinter. Jetzt war ich ihm so nah wie schon lange nicht mehr. Und dennoch wollte ich ihm nicht in die Augen schauen. Das hätte mir wohl den Tag verdorben. Hätte er keine Freundin, wäre die Begegnung sicher anders verlaufen. Aber: Er hat eine Freundin, immer noch. Mein Ex und ich haben zwar Kontakt per SMS, aber er hat eine Freundin. Und die ist mir ein Dorn im Auge. Denn zwischen meinem Ex und mir funkt es immer noch, irgendwie. Aber er kapiert nichts.
Wie dem auch sei. Nun stand er neben mir. Ob er mich erkannte und mich beobachtete? Dass ich eine grüne Jacke hatte, wusste er schließlich von dem Foto, welches ich ihm letztens schickte.
Ich stand mit ihm an der Ampel und zitterte mir einen ab. Kalt war mir nicht. Die Ampel war gefühlte Ewigkeiten auf rot. So gerne hatte ich noch nie an einer roten Ampel gewartet. Ich genoss es richtig, diese Nähe ohne Worte und seine heimlichen Blicke. Erst dachte ich noch, ich spreche ihn an. Aber dann dachte ich, das wäre nicht der richtige Moment. Lieber erst abwarten, was in den nächsten Wochen noch so passiert. Es wäre zu plump gewesen, ihn einfach so überraschend anzuquatschen mit all diesen Standardsprüchen. Für ihn müsste mir ein ganz besonderer Spruch einfallen, den ich gerade nicht auf Lager hatte. Also blieb es bei einem sprachlosen Treffen. Hoffentlich hatte ich einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen, mit meiner glamourösen Erscheinung, bei all dem Glitzer an meinem Körper (Handschuhe, Mütze, Tasche).
Nach einer Weile ging die Ampel auf grün und ich fuhr mit vollem Elan weiter auf meinem Fahrrad. Ohne mich umzudrehen, ganz lässig mit der linken Hand in meiner Jackentasche. Auf und davon.
Wahrscheinlich war es richtig, viel zu früh losgefahren zu sein. Dieses ungewollte Treffen ließ mir für den Rest des Tages keine Ruhe.
Nach 15 Minuten war ich am vereinbarten Treffpunkt. Alleine.
Als ich auf mein Handy schaute, sah ich eine Nachricht: Bist du eben mit dem Rad an mir vorbeigefahren?
Ich antwortete erst Stunden später.