Im Eimer

  
Sagt der Typ, mit dem ich heute Abend zum Pizza-Essen verabredet war und der mir im letzten Moment eine unemotionale Absage per Whatsapp erteilt hat. Eine Stunde vor unserem Treffen. 

Dabei stand der Termin seit Tagen fest und unser Treffen war gut geplant. Pizza-Essen (evtl. mit Gratisgetränk seinerseits), Kommunikation und Badewanne. Normalerweise kommt nie etwas dazwischen, wenn ich nicht gerade diejenige bin, die rumzickt und unangekündigt alles abblockt. Diesmal ist er der Spielverderber und das passt mir gar nicht. Ich mag mich nicht umsonst freuen, das ist Verarsche. Wir wollten uns einen gemütlichen Abend mit Pizza vor dem Fernseher machen und vielleicht noch mit einem Bier aus der hintersten Ecke seines kleinen Küchenkabuffs. Aber nein. Er kommt ausgerechnet heute zu spät nach Hause, ist völlig platt und muss noch wichtige Einkäufe tätigen. Im Supermarkt, der nur zwei Schritte entfernt vor seiner Haustür liegt. 

Da ist natürlich kein Platz mehr für anspruchslose Besucher, die sich eigentlich nur kurz in seiner Badewanne verkriechen wollten – nach dem Pizza-Essen. Ich liebe Baden. Mein Badezimmer ist leider nicht mit einer tollen Wanne bestückt, denn die wurde fahrlässig entfernt, bevor ich einzog.
Seine Badewanne hatte ich mir quasi schon vorbestellt, für ein bis zwei Stunden. Er hätte seine Ruhe gehabt, während ich mich in der Badewanne in ein Buch vertieft hätte und darin abgetaucht wäre. Zusammen mit den ätherischen Düften der aufgelösten Badezusätze in bläulicher Pulverform, die ich mir für die Badewannen-Treffen extra immer kaufe. Entspannung pur. 
Er hätte gar nicht mitbekommen, dass ich da bin. Aber keine Chance. Er meint, ich soll in den nächsten Tagen wiederkommen, als ob ich ein unterwürfiger Patient wäre, der brav auf die nächste Sprechstunde wartet. Das Problem ist: Ich bin kein Patient.
Mein Kumpel macht es sich leicht. Wäre ich er, würde ich es jedoch genauso machen, um ehrlich zu sein. Wer seine Ruhe haben will, will eben nicht gestört werden. Auch nicht von seiner nervigen Lieblings-Freundin.

Silvester

  
 

Von Silvester merke ich nichts. Alles ist beim Alten, nur dass die Stimmung vielleicht ein bisschen angespannt ist und man sich unter Druck setzt, damit nächstes Jahr endlich die große Veränderung eintritt, die man sich jedes Jahr vornimmt. Nur, um dann doch bald zu scheitern, weil alles so verdammt anstrengend ist. Hinter tollen Vorsätzen steckt nun mal viel Arbeit, nichts erfüllt sich von selbst. Es sei denn, man hat Glück.

Ich habe keinen Druck, denn alles passiert so, wie es passieren soll und vorgesehen ist. Der Anfang dieses Jahres war nicht schlecht, die Mitte war aufregend und das Ende sehr deprimierend. Von allem etwas. Und so birgt jedes Jahr neue Überraschungen und Herausforderungen. Auch neue Chancen gibt es immer.

Gegen Mitternacht werde ich wahrscheinlich so eine Art Vorfreude spüren, gemischt mit ein wenig Wehmut, wenn die schönsten Erinnerungen hochkommen, die jedoch vergänglich sind.

Aber im Moment liege ich einfach nur passiv auf der Couch, esse Kekse aus Schottland und bin müde, weil mich die letzten Tage platt gemacht haben, durch mein Versprechen des Schweigens und des Vergessens. 

Eigentlich bin ich froh, dass ich heute Abend und nachts arbeiten muss. Für mich ist das am besinnlichsten und ich gleite ohne Rausch ins neue Jahr hinein. Die Stimmung in solchen Nächten hat etwas Besonderes. Gerade, wenn man alleine arbeitet und das Haus für sich hat. Aus den Fenstern kann ich alles gut sehen, was draußen passiert und irgendwo in der Küche haben sich bestimmt noch ein paar Pfannkuchen und Knabberkram versteckt. Dazu eine große Tasse Kaffee und Silvester ist für mich perfekt.

Ich freue mich, wenn ich mir nachher das Glitzerspray in die Haare sprühe und mit guter Laune zur Arbeit und ins neue Jahr gehe.