Des Wahnsinns

Heute ist mal wieder so ein Tag – ein Tag der Unruhe und der Aufruhr. Gut geschlafen und ab 7 Uhr hellwach. Und das am Wochenende, wo man doch eigentlich die Zeit nutzen könnte, um länger zu schlafen und im Bett zu liegen. Im Bett geblieben bin ich trotzdem, bis kurz nach 10. Aber mit 1000 Gedanken im Kopf. Die sich zum Glück fast alle umsetzen ließen, denn es handelte sich dabei um spontane Kleinigkeiten, die mit dem Internet zu tun hatten. Wenn man damit erstmal angefangen hat, ist man ziemlich drüber und voller Tatendrang, der am Ende dann nirgendwo mehr hinführt, weil alles ineinander verläuft. Aber das ist jetzt egal.

Mein nächster Schritt nach dem Aufstehen folgte auf die Waage und die zeigte ein gutes Ergebnis an. Zur Zeit schwankt mein Gewicht echt extrem. Ich kann mich auf diese Zahlen nicht verlassen und ich finde es langsam ein wenig nervig bzw. ärgerlich, dass mein Körper so stur auf seinem Standardgewicht beharrt. Egal, was man macht – er bleibt konsequent zwischen 59 und 60 Kilo. Weiter runter will er nicht.

Danach gab es meinen morgendlichen Powershake, der mir immer noch gut schmeckt. Was soll an Vanille auch verkehrt sein? Mir kommt noch nicht das Würgen und die Übelkeit lässt sich auch nicht blicken. Jetzt warte ich bis zum nächsten Shake und abends wird dann vernünftig und gesund gegessen. Das wird meiner Waage sicher nicht gefallen, wenn ich sie morgen wieder mit meinen Füßen begrüße.

Ansonsten ist das angebrochene Tag noch lang. Zum Fahrradfahren ist es mir heute zu kalt, sonst hätte das ganz oben auf der Liste gestanden. Ich liebe Fahrradfahren, nur irgendwie bin ich alt geworden, wenn mir nicht mehr jedes Wetter recht ist. Damals war mir das völlig egal. Hauptsache raus. Aber jetzt? Wahrscheinlich werde ich lesen und Filme gucken, um zur Ruhe zu kommen. Ein lässiger Samstag eben und man muss nicht immer etwas tun. Ich stehe einfach zu sehr unter Strom und das muss man aufhören! Der Frühling kommt schließlich erst. Bis dahin kann ich mir meine Energie noch aufsparen und warten, bis die Sonne wieder nach Usedom kommt, denn die scheint ja hier am meisten!

Als ich mit meinem E-Bike die andere überholte

Da bin ich wieder, nach sehr langer Zeit offline! Ob mich jemand vermisst hat, weiß ich nicht… Aber eines kann ich sagen: Nach so extrem vielen Veränderungen habe ich nun endlich genau das Leben, das ich haben wollte und bin froh und dankbar dafür. Vielleicht werde ich im weiteren Verlauf mehr darüber berichten. Nur versprechen kann ich es noch nicht zu 100% 😉 Allerdings habe ich jetzt wirklich die Zeit, um mehr zu schreiben und das war ja das, was ich außerdem immer gerne wollte. Aber ich fange mal langsam an, ich will schließlich nicht sofort gleich alles offen legen.

Obwohl ich diese Woche weiter mit dem Fahrrad ohne Antrieb zur Arbeit fahren wollte, habe ich mich doch für das lässige E-Bike entschieden – die einfachere Variante des Fahrradfahrens bzw. des Gefahrenwerdens, denn man fährt ja nicht mehr wirklich aus eigener Kraft.

Momentan mache ich eine Diät, in der man keinen mühsamen Sport treiben soll, weil man eh schon im Kaloriendefizit steckt und den Körper nicht überanspruchen soll. Letzte Woche bin ich trotz der Warnung mit dem normalen Fahrrad gefahren, da ich an meine Grenzen kommen wollte und es war nicht mal besonders anstrengend oder kraftraubend. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich sogar aufgeputscht und superfit!

In dieser Woche habe ich dann leider wieder gemerkt, wie bequem das E-Bike doch ist und wie gut man damit zum Einkaufen fahren kann. Denn: Es ist nicht nur mein elektrisch betriebenes Fahrrad, sondern auch mein Shopping-Bike mit extra großem Retro-Rattan-Fahrradkorb, der auf dem Gepäckträger sorgsam von meinem Freund angeschraubt wurde. Er sieht viel größer aus, als das Fahrrad selbst, da es nur ein kleines E-Bike zum Einklappen ist. Aber: So muss es sein! Hauptsache, der Korb sieht gut aus und passt. So lange er fest montiert ist, ist es egal, ob er oversized ist. Ich finde es cool.

Genauso cool war der heutige Morgen. Ich war froh, dass ich mich wieder für das E-Bike entschieden habe, denn es war windig und da ich mir vorher nicht den Wetterbericht ansah, war ich ganz erleichtert, dass ich nicht selber fahren musste. Als ich durch den kleinen Ort fuhr, in dem ich jetzt wohne, radelte wenige Meter vor mir eine junge Frau, die ungefähr so alt zu sein schien, wie ich. Sie trug ein sportliches Outfit. Es handelte sich um enge schwarze Sportleggings und eine Jacke, die wahrscheinlich sogar regenabweisend war, so wie sich das für einen Fitnessmenschen gehörte. Und als Kopfschmuck wählte sie einen klassischen Pferdeschwanz und eine brünette Haarfarbe.

Sie fuhr die ganze Zeit vor mir, weil ich sie im Ort nicht überholen wollte, da es dort zu viele Ausfahrten und eine langgezogene Baustelle gab, die ich eh nicht mochte. Ich hasse es, wenn ich mit schwierigen Baustellen konfrontiert werde, die sich mitten auf dem Weg befinden. Auf meinem Weg…

Ich verfolgte sie ungefähr zehn Minuten und stellte den Gang meines E-Bikes extra ein Level runter, damit ich ihr nicht zu nah kam. Man muss auch auf zwei Rädern ganz professionell überholen und den richtigen Moment abpassen. Sonst könnte man auf unverhoffte Hindernisse stoßen. Spontan sein ist manchmal nicht so mein Ding.

Als der Ort endlich zu Ende war, kam eine große Wiese mit Reiterhof- und Hotelkomplex und dazwischen ging der Radweg asphaltiert weiter. Ohne Macken und Probleme auf dem Weg – das heißt: Ich hatte freie Bahn zum Überholen. Die Radfahrerin quälte sich auf dieser freien Fläche gegen den Wind an. Sie musste ziemlich strampeln und ihr Oberkörper wippte von links nach rechts. Strampel, strampel. So sah ich früher auch aus, als ich noch ein Radfahrer-Anfänger war und dann den Tipp eines Radfahrer-Profis, der währenddessen an mir vorbeifuhr, bekam: Aufrecht sitzen bleiben und seine Kraft NUR in die Beine verlagern. Alles andere sieht doof aus…

Ich beobachtete das ganze noch ein bisschen, um abzuchecken, ob sie auch schön auf ihrer Seite fährt, und nicht das Rad von links nach rechts des Weges lenkt. Manche Leute denken ja, sie wären allein unterwegs und wundern sich dann, wenn einer klingelt und vorbei will… Die Radfahrerin blieb aber brav und fuhr anständig.

Jetzt konnte ich den Gang meines E-Bikes endlich auf die letzte Stufe, die 25 km/h-Stufe, stellen und den kommenden Moment genießen. Ich kam ihr näher und näher. Es dauerte nicht lange, bis ich ihr richtig nah war. Immer noch quälte sie sich ab und ich hoffte, dass sie weiterhin brav auf ihrer Seite bleibt und vor lauter Strampeln nicht vom Weg abkommt oder mir in die Quere kommt. Dann war der lang ersehnte Moment da – ich fuhr direkt an ihr vorbei und natürlich musste ich mir dermaßen das Lachen verkneifen (oder war es vielleicht Schadenfreude?), dass ich weggucken musste. Meine innere Stimme sagte nur: Nicht lachen, nicht lachen…du kannst dich nachher darüber totlachen…aber bitte nicht jetzt…

Ich hatte natürlich schon öfter Leute überholt, aber die waren alle alt und es war keine Herausforderung oder komisch. Bei älteren Leuten ist das normal, wenn man sie überholt. Da ist nichts bei. Ist doch ganz selbstverständlich, da wundert sich auch keiner. Aber bei dieser jungen sportlichen Lady war das Ausgangsniveau ganz anders. Es war auf jeden Fall wahnsinnig lustig und vorerst einmalig. Die hat bestimmt nicht schlecht geguckt, als ich geschwind mit Leichtigkeit an ihr vorbeidüste und das bei dem Sturm von vorne. Hut ab. Das war die pure Eleganz und vor allem ohne zu schwitzen. Am Ende habe ich mich noch neugierig umgedreht, sie war jedoch nicht mehr zu sehen. Vielleicht wollte sie zum Reiterhof, um dort dem Hobby nachzugehen, welches mir nicht liegt: Pferde.

Ich fand diesen Morgen richtig toll. Das war genau mein Humor. Hoffentlich erlebe ich solche Tage noch öfter 🙂

 

 

Das alte Leben weggeben

Kostenlos.

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Dass ich noch einmal umziehe, hätte ich nicht gedacht. Obwohl ich immer von einer anderen und tolleren Wohnung träumte, hatte ich mich dann doch mit 47 qm abgefunden. Ich richtete alles so ein, bis sich das Wohnungsflair gut genug anfühlte. Aber dennoch war es nie wirklich perfekt. Weil es die falsche Wohnung war, um sich auszuleben und um ‚richtig‘ zu leben. Trotzdem war ich lange genug der Meinung, dass ich darin irgendwann, wenn ich sehr alt bin, mal sterben würde. Und niemand mich findet. Eine Horrorvorstellung, die leider zur Realität werden kann, wenn man ein anonymes Leben führt und gerne seine Ruhe hat.

In 5 Wochen ziehe ich um. Weg aus der Gesundheitsbranche, weg aus Rostock und rein ins Urlaubsparadies Usedom in meine Traumwohnung, die ich tatsächlich mit einer Menge Glück gefunden habe. Diesmal war es einfaches Glück: Kurze Suche, schnelle Zusage – und zwar am selben Tag der Besichtigung. Das muss man auf Usedom erst einmal schaffen. Es ist echt toll, seinen Umzug über ein halbes Jahr verteilt zu planen. Gerade, wenn man Umzüge hasst. Viel Organisation, viel Chaos… da den Überblick zu behalten macht keinen Spaß. Ich bin jedes Mal froh, wenn ich einen Notizzettel löschen kann oder ein komplizierter Anruf geklärt ist. Diesmal habe ich jedoch dazugelernt, dass Telefonieren doch ganz sinnvoll sein kann und man sich Umwege erspart. Manche Angelegenheiten lassen sich nur per Anruf klären und es ist gar nicht so schlimm, wie ich immer dachte. Trotzdem versuche ich es zuerst lieber mit langen E-Mails.

Heute bin ich ziemlich müde und kaputt. Mein Kopf fühlt sich voll an und mir ist extrem warm, dazu noch eine handvoll Kopfschmerzen. Krankgeschrieben bin ich auch, aber nicht deswegen. Trotz alledem schreibe ich diesen Beitrag. Ich möchte gerne bestimmte Momente festhalten, die mich innerlich ziemlich bewegen und nachdenklich machen, da man in solch eine Situation eher selten kommt. Außerdem möchte ich wieder mehr schreiben. In den letzten Monaten war mein Leben beruflich zu zerwühlt, um zum Schreiben noch genug Zeit und Nerven zu haben. Ich möchte gerne schreiben, aber nicht unter Stress. Ich denke, die Zukunft sieht da besser aus.

Gerade bin ich dabei, mein altes Leben in fremde Hände wegzugeben. Einige Möbel kann ich nicht in meine neue Wohnung mitnehmen, da sie entweder nicht passen oder meinen Geschmack nicht mehr treffen (manchmal ist es doof, wenn man anspruchsvoll ist). Dennoch sind es gute Möbel, über die man sich vor paar Jahren mal den Kopf zerbrochen hat. Jedes Möbelstück war gut überlegt und war mit vielen Gedanken verbunden. Ich habe ewig gebraucht, den ‚perfekten‘ TV-Schrank zu finden und die richtige Küche. Nach passenden Möbeln zu suchen und sich dann zu entscheiden, kann sehr nervig sein. Ich mag es, mich neu einzurichten, aber stressen tut es mich genauso. Zu viel Auswahl quält mich oft. Ich schaue mir gerne Möbel an und mag es, mich inspirieren zu lassen, aber ich kann es nicht genießen. Entspannen kann ich mich dabei nicht und teilweise ist es schwierig, dabei positive Gefühle zu haben, wenn man weiß, dass die Sachen noch geliefert und aufgebaut werden müssen. Dazu kommt noch Preis und ein kleiner Zweifel.

Gestern wurde mein gut ausgewählter TV-Schrank abgeholt und heute meine Küche samt Roller-Couch-Tisch. Einfach weg. Weg vom langjährigen Platz, weg aus meinem Leben. Irgendwie fühlt es sich komisch an. Vor kurzem war meine Einrichtung noch vollständig, dekoriert und genutzt…alles hatte seinen Platz, der dafür wie zugeschnitten war… und jetzt wohne ich in einer Wohnung mit fehlender Vergangenheit. Meine Vergangenheit wurde mir freiwillig genommen. Jetzt klafft in meiner Küche ein Loch, dort, wo der Büffetschrank stand und in der Wohnstube, in der nun Tisch, Anbauwand und TV-Schrank fehlen. Alles weg. Und das kostenlos. Weil die Möbel für den Sperrmüll zu schade waren und die Leute im Internet nicht wirklich Lust darauf haben, gebrauchte Möbel zu kaufen, die sie auch noch selber abholen müssen.

Ich habe kein Problem damit, Sachen zu verschenken. Mir gefällt das besser, als wenn ich sie wegschmeißen würde. Das wäre Verschwendung, wenn der Zustand noch fast wie neu ist. Ich freue mich lieber daran, wenn Leute Freude an den Dingen haben, die ich verschenke und das Verschenkte dadurch ein neues Leben bekommt. In einem anderen Haushalt, mit anderen Menschen.