Eine kurze dramatische Abhandlung über meinen verstorbenen Hamster.
Im Alter von 8 Jahren wusste ich schon, wie man spannende Geschichten schreibt.
Eventuell ein kleines bisschen makaber.
So sind Männer am schlimmsten. Für mich.
Ich schaue auf mein Handy. Ein Blick genügt, um es genervt wieder in die Hosentasche zu stecken.
Schon wieder fünf neue Nachrichten, obwohl ich gerade mal vor drei Stunden geantwortet habe!
Es sind Antworten auf immer die selben Fragen. Und meine Antworten auf seine Fragen ändern sich auch nach drei verdammten Stunden nicht gravierend.
Um einige beliebte Beispiele zu nennen:
‚Na, wie geht’s dir?‘
‚Was machst du gerade?‘
‚Bist du immer noch auf Arbeit?‘
‚Was machst du nach der Arbeit?‘
‚Schläfst du schon?‘ (-> situationsbedingte Frage, wenn ich spät abends nicht mehr antworte, obwohl ich selbstverständlich noch wach bin, da ich erst sehr spät ins Bett gehe)
Was sollen all diese belanglosen Fragen?
Es sind Fragen von einem Kerl, den ich eigentlich kaum kenne. Aber er tut alles dafür, um mich besser kennenzulernen und er tut es auf die anhängliche Art, die ich nicht leiden kann.
Ich hingegen habe ihn längst durchschaut, ohne viele Fragen stellen zu müssen. Und trotzdem bin ich mir sicher, ihn inzwischen bestens zu kennen.
Ein Mann aus Glas. Ich muss ihn nur anschauen, um das Wichtigste zu wissen.
Wie es mir geht, ist oft undefinierbar. Zwischen gut und schlecht ist alles möglich.
Aber ich mache fast jeden Tag die selben Dinge.
Nämlich 12-14 h arbeiten, und mich nebenbei um Hobbys und Freunde kümmern.
Deshalb bekommt er jeden Tag die selben Antworten von mir. Nur er checkt es nicht. Er checkt nicht, dass ich Ziele und Pläne habe, die ohne einen Mann genauso gut funktionieren. Das nennt man Unabhängigkeit.
Das Beste an der Sache ist, dass wir nicht mal ein Paar sind. Er hat nicht das Recht, mich mit seiner Nähe und seiner Neugier zu bedrängen.
Er ist wie ein Teddybär, der geknuddelt werden will. Am besten auf der Couch vor dem Fernseher. Mit einer Tüte Chips und einer Cola.
– Ohne mich.
Er passt genau in die Schablone: Liebevoller Langweiler, der eine durchgeknallte Frau braucht, um sich nicht mehr zu langweilen.
Vor allem spielt er sich wie ein verklemmter Kumpel auf, der bei dem Wort ‚Sex‘ gleich rot anläuft, weil es ihm peinlich ist, darüber zu reden.
Geht gar nicht, da kann ich nur verachtend den Kopf schütteln.
Kuscheln statt Sex? – No way.
Ich bin nur sein platonischer Zeitvertreib, damit sein Leben wieder ein bisschen mehr Sinn macht.
Mein Leben macht auch ohne ihn Sinn und ich bin mir nicht sicher, wozu ich ihn überhaupt brauche.
Er macht auch jeden Tag das Gleiche – sich langweilen, was sonst.
Weil er keine gescheiten Hobbys hat und seine Freunde anscheinend auf Abstand gehen, wenn er nicht gerade auf deren Hochzeiten eingeladen wird.
Warum wohl?
Vielleicht weil er nervt und alleine mit sich nichts anfangen kann?
Er hat kein eigenes Leben, das ist das Problem.
Ich finde es schlimm, wenn jemand mit sich alleine nicht klarkommt und gar nicht weiß, was er vor lauter Langeweile tun soll. Für mich gibt es eigentlich nichts Schlimmeres, als solche Menschen. Leider gibt es viele von denen und ich akzeptiere es, aus der Ferne betrachtet.
Und wenn es sich dabei um Männer handelt, ist das noch viel schlimmer.
Ist doch bescheuert, wenn Männer bei ihrer Freizeitgestaltung auf das Mitwirken von Frauen hoffen und auf nette Worte warten.
Andersrum wäre es, meiner Meinung nach, deutlich spannender.
Wäre er ein ignorantes Arschloch, würde er bestimmt etwas mehr Beachtung von mir kriegen.
Mit Provokation und Rebellion könnte er mich mehr beeindrucken.
Und natürlich sollte er einen interessanten Job haben und so gut wie nie erreichbar sein.
Das wären für mich sehr zufriedenstellende Umstände.
Also: Wer mich haben will, der sollte mich lieber in Ruhe lassen.
Oder abwarten, bis ich konkrete Wünsche äußere oder aus Eigeninitiative anzügliche Annäherungsversuche mache.
Alles andere zieht bei mir nicht.
Irgendwas muss anders werden – nur was?
Wie vereint man viele Ideen zu einem Ganzen?
Wie viele Nächte brauche ich, um Antworten zu finden?
Im Schlaf kommt man auf die besten Ergebnisse.
Also, wie lange muss ich schlafen?
Hautverjüngende Creme.
Neulich habe ich eine Creme gefunden, die ihr Versprechen hält: Hautverjüngung. Und zwar nach nur wenigen Stunden, laut Angaben des Herstellers.
Ich trug die Creme auf und bildete mir absichtlich ein, dass sich meine Haut bereits anders anfühlt. Ein Gefühl von gespannter Plastizität zog sich kurz über meine Haut.
Falten habe ich übrigens nicht. Die schwindende Zahl der normalen Cremes und das Überangebot an Anti-Aging-Cremes hat mich dazu verleitet, das Geheimnis ihrer Wirkung auf mein bisher makelloses Gesicht aufzutragen.
Die Ergebnisse waren tatsächlich schneller sichtbar, als erwartet. Der Hersteller hatte recht mit seiner Behauptung.
Die Creme hat mich zurück in die Pubertät gebracht. Plötzlich habe ich überall kleine Pickel im Gesicht und mein Teint gefällt mir nicht.
Ich bin unzufrieden und klage wie ein verzweifelter Teenie über mein Aussehen. Dabei hatte ich das seit Jahren nicht mehr nötig und will meine alte Haut zurück!
Eine Creme, die so hautverjüngend wirkt, dass sie die Haut zu einer pubertären Problemzone macht. Ich bin entsetzt über so viel Wirkung.
Hautverjüngung? Nie wieder.
Das warme Licht der Sonne streichelt mein Gesicht, als ich im Auto sitze und auf der Fahrt nach Hause bin.
Noch erschöpft von letzter Nacht, schließe ich meine Augen und träume müde im Halbschlaf vor mich hin. Wenn ich an die letzte Nacht denke, muss ich innerlich schmunzeln und freu mich insgeheim auf irgendetwas, das zwar nicht greifbar, aber trotzdem da ist.
Es ist unbeschreiblich. Und schön.
Bunte Gedanken kommen und gehen, sie fliegen auf mich zu.
Manche versuche ich festzuhalten, um sie weiter auszumalen und ihnen mehr Fülle zu geben.
Und manche blühen einmal kurz auf, bevor sie im Nu wieder verwelken und verschwinden.
Ein Gedanke hält mich fest und bringt mich zum Lächeln. Dieser Gedanke ist inzwischen besonders bunt und kehrt immer wieder zurück, ohne mich je loslassen zu wollen.
Es ist die Vorfreude auf ein Erlebnis, das nie stattfinden wird.
Wahrscheinlich. Vielleicht.
Manchmal ist man glücklicher, wenn man sich auf Dinge freut, die man nie kriegen wird.
Denn wenn man sie hat, nimmt man sie bald nicht mehr als Glück wahr. Alles verschwimmt in normaler Selbstverständlichkeit und das Besondere verliert seinen Reiz.